Er schaut sie an
Abdellatif Kechiche geht in „Mekthoub, Love. Canto uno“ seiner Leidenschaft, dem Schauen auf Körperrundungen, nach.
von Renate Mumelter
Ich habe den Dreistunden-Film beim Festival in Venedig gesehen, in Erinnerung geblieben ist mir nichts. Eigentlich kein Wunder, denn Kechiches Thema und seine Herangehensweise passen nicht ganz in meine Welt. Und doch war da etwas, das mich drei Stunden lang im Kino hielt. Da war dieser mir fremde Blick eines Mannes auf Frauen. Kechiche zeigt die Jugend, den Flirt, den Sex, und mit Vorliebe zeigt er in langen Einstellungen große, schwingende Ärsche. Sein Schauen verlegt er in die Augen des jungen Protagonisten Amin, der beschlossen hat, den Sommer am Meer bei seinen Eltern zu verbringen. Dort trifft er auf Jugendfreunde. Passiert tut eigentlich nichts anderes als Sommer. Amin schaut zu und fotografiert.
Die Action kommt von den jungen Frauen. Das ließe sich auch als Metapher auf die wachsende Kraft der Frauen lesen, und damit wäre die Botschaft des Films umgedreht. In Venedig wurde Kechiche auch ausgebuht, aber erzählen kann der Mann zweifellos. Sein Blickwinkel ist kompromisslos machohaft, auch wenn der, den er schauen lässt, eher schüchtern ist. Teil soll folgen. Kechiche ist sein Filmepos ein Anliegen, er hat dafür finanziell viel riskiert.
Mekthoub, Love. Canto uno (FR/IT 2017) 180 Min., Regie: Abdellatif Kechiche, Bewertung: Gewöhnungsbedürftig sehenswert
Was es sonst noch gibt: „Loro 1“ (SA, SO), „Loro 2“, „3 Tage in Quiberon“, „L’isola dei cani“, „Dogman“
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