Gegen die Flat tax
Wäre die „Flat tax“ für die Bürger in Südtirol wirklich ein Vorteil? Die Gewerkschaft SGB-Cisl bezweifelt das – und schildert die möglichen Auswirkungen.
„Die im Regierungsprogramm der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega enthaltene Steuerreform könnte gravierende Auswirkungen auf Südtirols Landeshaushalt haben“, warnt die Gewerkschaft SGB-Cisl.
Die sogenannte „Flat tax“, die Einheitssteuer, würde rund 510 Millionen Euro an Mindereinnahmen aus der Einkommenssteuer IRPEF bedeuten, ein Minus von 26 Prozent. Die Einnahmen des Landes aus dieser Steuer belaufen sich auf rund 1,94 Milliarden Euro, mit dem neuen System würden sie auf 1,43 Milliarden sinken.
„Eine Einheitssteuer von 15 Prozent für fast alle Steuerpflichtigen mit einem Jahreseinkommen bis 80.000 Euro – eine solche Ausgestaltung der Einkommenssteuer würde von der Bevölkerung natürlich mit großer Freude aufgenommen. Was würde dies aber in Südtirol für Auswirkungen haben auf die Unterstützungsleistungen und die Dienste, die vor allem von jenen 89 Prozent der Bevölkerung in Anspruch genommen werden, die weniger als 35.000 Euro Jahreseinkommen erklären?“, fragt man sich beim SGB-Cisl.
Für den Vorsitzenden Dieter Mayr ist klar: „Die Landesregierung müsste die Ausgaben für das Soziale und das Gesundheitswesen neu ausrichten. Diese entsprechen mehr oder weniger den derzeitigen Einnahmen aus der Einkommenssteuer. In einer zunehmend alternden Gesellschaft würden die Ausgaben der Familien für Pflege höher ausfallen als sie aufgrund der Steuerreform sparen würden.“
Südtirol investiere viel Steuergeld in Gesundheit und Soziales: Das Gesundheitswesen koste in Südtirol pro Kopf 438 Euro im Jahr mehr als im gesamtstaatlichen Durchschnitt, und die Ausgaben für das Soziale übersteigen 500 Millionen. Die Regierung schlägt 3.000 Euro an absetzbaren Aufwendungen für jedes zu Lasten lebende Familienmitglied vor.
„Die von der angehenden Regierung angekündigte Steuerreform wäre wohl ein Pyrrhussieg für die einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten. Denn auf die Freude über die höheren Nettolöhne könnte die kalte Dusche folgen, in Form von Kürzungen von Diensten und Unterstützungsleistungen“, so Dieter Mayr.
Italien brauche eine Steuerreform. Nichtsdestotrotz dürfe aber nicht außer Acht gelassen werden, dass der Sozialstaat eine der größten Errungenschaften der letzten 60 bis 70 Jahre sei, und dass Südtirol ein ergänzendes System aufgebaut habe, das zwar verbesserungsfähig sei, das aber eine viel bessere Einkommensumverteilung ermögliche als dies im Rest Italiens der Fall sei.
„Wir setzen auf eine Verbesserung des Südtiroler Systems. Die von der künftigen Regierung geplante Reform könnte dies aber gefährden“, so der SGB-Cisl.
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Kommentare (34)
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andreas
„Denn Lega-Chef Salvini tönt, höhere Schulden kümmerten ihn nicht. Und Sterne-Frontmann Di Maio sagte gerade, im lokalen Wahlkampf im Norden: „Indikatoren wie Spread und BIP (das Bruttoinlandsprodukt misst die Wirtschaftsleistung eines Landes, Anm. d. Red.) interessieren uns nicht, für uns zählt das Lächeln eurer Familien.“
Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/italien-was-giuseppe-conte-die-lega-und-fuenf-sterne-vorhaben-a-1208830.html
Wenn Reformen mit diesen Ansätzen angegangen werden, können sie nur scheitern. Die Herren haben die Sache zu interessieren, sonst sind sie fehl am Platz.
Und wenn die gerade gehörte Meldung stimmt, dass Conte in seinem Lebenslauf ein Studium in den USA angegeben hat, aber nur Kurse besuchte, ist das auch nicht gerade ein vertrauenserweckender Vorfall.
noando
ich glaube europa versperrt sich nicht vor einem systemwechsel in italien – auch weil italien in gewisser hinsicht das projekt eu gefährden könnte. aber ohne ansätze von verbesserungen seitens italiens (struktur usw, verhandlungsbasis) – nur mit hirnlosen äußerungen wie: der spread, die bip-zahlen, die verschuldung sind uns egal, wir geben mehr geld aus, wollen einen schuldenschnitt, kommt gar nichts dabei raus. dann wird italien einfach aufs abstellgleis geschoben, wie frankreich (was nur mal so gesagt, zur zeit mehr neuverschuldung macht als italien)
ostern
Was würde sich bei den Bauern ändern.
Zahlen die etwa noch weniger Steuern als bisher.
Das gibt’s wohl nicht! Oder, sollen die etwa noch einen
Beitrag erhalten?