„Eine zweite Chance“
41 Projekte aus sechs Alpenländern haben sich für den Alpine Pluralism Award beworben. Der erste Preis in der Kategorie „Bewältigung des sozialen Wandels“ ging an das Haus der Solidarität in Brixen, das sich seit 2002 für Menschen in Notlagen einsetzt.
Bedürftigen Menschen in schwierigen Zeiten ein Zuhause bieten, damit sie gestärkt in ein stabiles Leben zurückzufinden: Im Haus der Solidarität setzen drei Angestellte und 15 Freiwillige diese Idee in die Wirklichkeit um. Etwa 120 Hilfesuchende beherbergen sie jährlich. Mehr als 1.000 waren es seit Beginn des Projekts „Der sechste Kontinent“ vor 16 Jahren. Menschen mit körperlichen oder psychischen Problemen, aber auch Arbeitslose, Obdachlose, Flüchtlinge, Migranten und ehemalige Häftlinge erhalten hier die Chance für einen Neuanfang, unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft.
„Der sechste Kontinent“ ist eine Erfolgsgeschichte. „Jährlich besuchen uns etwa 50 Gruppen, darunter Schulklassen, Jugendgruppen und Seniorenclubs und erhalten einen Eindruck davon, wie eine vielfältige Gesellschaft funktionieren kann. Außerdem organisieren wir zahlreiche Projekte, wie interkulturelle Caterings, Sprachkurse und Vorträge. Da wir ohne öffentliche Fördermittel arbeiten, sind wir auf private Spenden und die tatkräftige Unterstützung durch Freiwillige angewiesen“, erklärt Alexander Nitz, Mitglied der Hausleitung. „Diese Auszeichnung ist für uns besonders wertvoll, weil sie zeigt, dass das Haus der Solidarität auch über die Landesgrenzen hinaus wahrgenommen wird und sein Konzept auch für andere Regionen interessant ist“.
Neben dem Haus der Solidarität bewarben sich noch drei andere Südtiroler Initiativen für den Alpine Pluralism Award: Der Verein „Donne Nissà Frauen“ kümmert sich um die Bedürfnisse ausländischer Frauen und rief unter anderem 2010 die interkulturellen Gemeinschaftsgärten „Semirurali“ ins Leben. Im Bozner Don Bosco-Viertel bearbeiten dort Menschen unterschiedlicher Muttersprache und Herkunft gemeinsam ein Stück Land. In Mals organisieren Freiwillige Sprachkurse für Asylbewerber, unternehmen mit ihnen Wanderungen und andere Freizeitaktivitäten und begleiten sie bei Behördengängen. Für besonders erwähnenswert hielt die Jury die Brixner „Bettler-Akademie“, eine Initiative, bei der Freiwillige Bettlern unter anderem die Regeln des Bettelns vermitteln.
Der Preis ist Teil eines dreijährigen europäischen Forschungsprojekts, an dem Eurac Research und neun weitere Einrichtungen aus dem Alpenraum, darunter die Region Piemont, die Regionalentwicklung Vorarlberg und die Hochschule Luzern beteiligt sind. In den Projektgemeinden Mals und St. Ulrich untersuchen die Forscher von Eurac Research, wie Gemeinden den demografischen Wandel meistern können. Mit den Ergebnissen entwickeln sie Leitlinien, die auch anderen Gemeinden beim Aufbau einer Willkommenskultur helfen.
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