Die drei Käfige
In Sachen Kulturförderung werden die drei Ressorts auch künftig ihr eigenes Süppchen kochen. Und die drei Abteilungen bleiben getrennt.
von Artur Oberhofer
Die Stoßrichtung von Paul Köllensperger war klar: Die Richtlinien für die Gewährung von Förderungen für Tätigkeiten und Investitionen im kulturellen und künstlerischen Bereich sollten vereinheitlicht werden.
„In einem Gebiet wie Südtirol, wo verschiedene Kulturen zusammenleben, ist es wichtig, die Vielfalt an kulturellen Ausdrucksformen zu fördern und ein Umfeld zu schaffen, in welchem sich die verschiedenen Kulturen voll entfalten und in einem dynamischen, freien und produktiven Austausch miteinander interagieren können”, so der Landtagsabgeordnete der 5 Sterne Bewegung.
Köllensperger verwies in diesem Kontext an einen Fall, der vor dem Verwaltungsgericht gelandet ist. Im dem Fall sei einem Verein die Förderung nach italienischen Kriterien verweigert worden; nach deutschen Kriterien hätte er sie bekommen. „Der Zugang zu Förderung sollte aber für alle gleich sein“, sagte Köllensperger.
Brigitte Foppa von den Grünen unterstützte den Antrag und ging sogar noch einen Schritt weiter: Sie plädierte für eine Zusammenlegung der drei Kulturabteilungen.
Dagegen sprach sich Sven Knoll aus. Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit sagte: Südtirol habe das Glück, dass die Sprachgruppen sich selbständig entfalten könnten. Es gebe unterschiedliche Bedürfnisse. Man könne etwa nicht kleine ladinische Vereine mit großen städtischen Kulturträgern vergleichen. Der deutsche und ladinische Kulturbereich lebe stark von Vereinen, der italienische weniger – wobei das keine Wertung sein solle.
Hans Heiss von den Grünen plädierte für den Antrag, die unterschiedlichen Prozeduren bei der Beitragsvergabe seien nicht nachvollziehbar. Die jeweiligen Identitäten würden sich nicht vermischen, nur weil die Kulturressorts zusammengelegt würden.
LR Christian Tommasini berichtete von einer immer engeren Zusammenarbeit zwischen den drei Kulturressorts. Es gebe bereits einen einheitlichen Kulturbeirat. Es gebe aber auch Unterschiede, und diese Vielfalt sei ein Merkmal unseres Landes, Unterschiede zwischen Stadt und Land etwa. Es sei auch ein organisatorischer Unterschied. Man könne diese Vielfalt nicht per Dekret vereinheitlichen. Die unterschiedlichen Kriterien gingen eben auf diese Unterschiede ein.
Ähnlich die Argumentationslinie von Philipp Achammer: Kultur sei keine mathematische Disziplin, er werde immer Ermessensentscheidungen geben, betonte der Landesrat. Es gebe nichts Ungerechteres, als Ungleiches gleich zu behandeln. „Sprachgruppenspezifische Unterschiede muss es geben dürfen, und sie müssen auch dementsprechend unterschiedlich bewertet werden“, so Achammer.
Es gehe ihm nicht darum, die kulturelle Landschaft zu homogenisieren, erwiderte Paul Köllensperger, die Vielfalt sei ein Reichtum.
Es gehe um die Kriterien für Beiträge.
Der Antrag wurde mit 5 Ja, 21 Nein und 1 Enthaltung abgelehnt.
SVP-Fraktionssprecher Oswald Schiefer sagte:
„Die 5-Sterne-Bewegung macht nichts anderes, als eine alte Forderung der Grünen zu übernehmen. Gerade in der Kultur sollte man so viel Fingerspitzengefühl haben und die Eigenständigkeit und Eigenheiten der jeweiligen Sprachgruppe respektieren. Dies gilt besonders in einem mit Minderheitenkonflikten belasteten Land wie dem unseren.“
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