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„Kein Platz für Wölfe“

Der Bauernbund fordert vom Tourismus mehr Unterstützung im Kampf gegen den Wolf – und HGV-Präsident Manfred Pinzger reagiert verschnupft. Dennoch spricht er sich klar gegen den Wolf aus.

Tageszeitung: Herr Pinzger, auf einer Bauernbund-Infoveranstaltung wurde vom Tourismus mehr Unterstützung im Kampf gegen den Wolf gefordert. Man solle sich deutlicher zu Wort melden und klarer Position beziehen (siehe https://www.tageszeitung.it/2018/05/02/tourismus-soll-position-beziehen/, Anm. d. Red.). Ist der HGV auf der Seite der Bauern?

Manfred Pinzger: Wir sind in Bezug auf Wölfe und Bären nicht auf Bauernbund-Versammlungen aktiv. Wir haben aber sogar eine eigene Landesausschuss-Sitzung gemacht, bei der die zuständigen Leute – sogar der Ressortdirektor von Landesrat Schuler – anwesend waren und uns aufgeklärt haben. Daneben kann man nicht verlangen, dass Bauern aus dem Publikum immer bestens informiert sind. Aber bevor man uns auffordert, uns noch stärker zu Wort zu melden, sollte man schon ein bisschen hinterfragen. Ich darf kritisch anmerken, dass es beim HGV-Forum 2018 ganz klare Worte von meiner Seite zur Wolfs-Problematik gab. Ich sagte ganz deutlich, dass wir auf der Seite der Bauern sind. Und zwar in dem Sinne, dass uns eine intakte Berglandwirtschaft am Herzen liegt und wir davon profitieren, weshalb wir entsprechende gesetzliche Voraussetzungen fordern.

Der Wolf muss weg?

Uns Touristikern ist bewusst, dass wir nicht die landschaftlichen Voraussetzungen für Wolfsrudel haben. Was den Tourismus anbelangt, ist die Angst der Bevölkerung und der Touristen zwar nicht überzubewerten, aber uns geht es darum, dass die Bergbauern oben bleiben, dass sie bewirtschaften und ein entsprechendes Auskommen haben. Wir sind also bei den Bauern – würden uns aber wünschen, dass sie unsere Anliegen auch öfter mittragen.

In der Pressemitteilung des Bauernbundes heißt es auch, der Tourismus könne kaum einverstanden sein, wenn hohe Zäune errichtet und Wanderwege oder Mountainbike-Routen unterbrochen werden.

Genau, da sind wir natürlich nicht einverstanden. Auch zu den Herdenschutzhunden sind wir eher kritisch eingestellt. Diese waren laut den Erfahrungswerten nicht immer zielführend. Eine Teilung der Wanderwege wäre kritisch. Mit einer tragbaren Regulierungsmaßnahme – nicht dass alle gleich mit einem Gewehr ausgestattet werden – sind wir einverstanden. Wir stehen klar hinter der Landwirtschaft. Das hat auch der Bauernbund-Obmann gehört, der beim HGV-Forum anwesend war. Wir lassen uns aber nicht jagen.

Der HGV ist also auf der Seite der Bauern, wird sich aber nicht für die große Kampagne einspannen lassen…

Wir gehen bedachtsam vor und tragen die Forderung mit, der Berglandwirtschaft auch in Zukunft ein gutes Auskommen zu garantieren.

Ist ein komplett wolfsfreies Südtirol eine Utopie?

Wenn man die Entwicklung ansieht, kann man das schon sagen. Wir wissen ja, dass die Vermehrung relativ zügig stattfindet. Grundsätzlich bin ich schon auf der Seite derer, die sagen, wir haben nicht die geographischen Voraussetzungen, um einem Wolfsrudel einen Freiraum zu schaffen.

Sie waren selbst Parlamentarier in Rom. Halten Sie ein nationales Wolfsmanagement mit der Möglichkeit von Entnahmen für realistisch?

Das ist nicht so einfach. Dass kurzfristig etwas passiert, wage ich aufgrund des Schutzstatus des Wolfes zu bezweifeln.

Und eine Lockerung des Schutzstatus des Wolfs auf europäischer Ebene?

Das müssen die Länder gemeinsam mittragen. Aber es gibt ja schon erste Hinweise, dass das gehen könnte. Eine Lockerung kann ich mir vorstellen.

Was wird in Südtirol zuerst passieren: ein Zwischenfall mit einem Menschen oder ein illegaler Abschuss eines Wolfes?

Da fragen Sie mich zu viel. Aufgrund der Erfahrungswerte glaube ich, dass die Wölfe nicht unbedingt Menschen angreifen. Was mit den Büchsen passiert, weiß ich nicht. (lacht)

Interview: Heinrich Schwarz

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (18)

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  • pingoballino1955

    Wer ehrlich ist,weiss dass der Test mit den Herdenschutzhunden aus den Abruzzen in der Schweiz gar nichts,oder sehr wenig gebracht hat. Die Schafe wurden trotzdem gerissen,auch trotz Elektroabzäunungen. Die Wölfe sind schlau und untergraben die.Und einmal schlafen in der Nacht auch die Abruzzenhunde.Kenne schon zwei Almen in der Schweiz die heuer nicht mehr betrieben werden,weil die Bauern die Schnauze voll haben von dem Gesülze der nichtwissenden Politiker.

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