Sex-Erpressung im Netz
Letzte Woche haben sich vier Opfer von Erpressungen in den Sozialen Netzwerken bei der Postpolizei gemeldet. Wie kann es sein, dass noch immer Nutzer in diese Fallen tappen?
von Lisi Lang
Man möchte meinen, dass dieses Thema bereits zur jüngeren Geschichte gehören müsste. Betrüger, die über Fake-Profile andere Nutzer in Sozialen Medien erpressen. Wie die neuste Meldung der Post- und Kommunikationspolizei zeigt, ist dieses Thema aber noch immer aktuell.
Erst letzte Woche haben sich vier Nutzer von Sozialen Medien bei der Postpolizei gemeldet, die Opfer von Netzbetrügern wurden – eines der Opfer hatte an die Erpresser bereits 2.000 Euro überwiesen. „Bei den Opfern handelt es sich um volljährige Personen verschiedener Altersgruppen – es sind auch Personen um die 50 dabei“, erklärt Ivo Plotegher von der Postpolizei in Bozen.
Hinter diesen Erpressungen steckt meist die immer gleiche Masche: Die Opfer erhalten beispielsweise auf Facebook eine Freundschaftsanfrage. Eine junge, gutaussehende Frau kontaktiert das Opfer und freundet sich mit ihm an. Da die „neue Freundin“ bereits gemeinsame Freunde mit dem Opfer hat (eine Täuschung), schöpft dieses keinen Verdacht und nimmt die Anfrage an. „Aus einem netten Plausch wird dann aber schnell mehr und die Frau schickt dem Mann dann beispielsweise sexuelle Bilder und Videos und fordert ihn auf, es ihr gleich zu tun“, erklärt Plotegher.
Diese Videos werden dann zum Druckmittel der Erpresser. Sie fordern vom Opfer Geldsummen ein, damit diese Videos nicht veröffentlicht werden. „Aber Achtung: Nur weil man eine bestimmte Geldsumme bezahlt, heißt das nicht, dass die Videos gelöscht werden. Die Erpresser fordern meist ständig neue Summen“, weiß der Oberinspektor der Postpolizei.
Es gibt aber auch noch eine zweite Masche: Die Betrüger erpressen ihre Opfer mit Fake-Videos. „Mithilfe von Videobearbeitungsprogrammen erstellen die Erpresser Videos von den Opfern, die diese in einer eindeutigen sexuellen Stellung zeigen und drohen dann, diese zu verbreiten“, erklärt Ivo Plotegher. „Auch wenn es sich dabei um Fälschungen handelt, so sind diese oft täuschend echt und die Erpresser nutzen das aus.“
Aber wie kann es sein, dass noch immer Nutzer von Sozialen Netzwerken auf die Tricks und Maschen dieser Betrüger hereinfallen? „Diese Frage haben wir uns selbst schon oft gestellt“, sagt Ivo Plotegher. Nicht nur die Postpolizei, auch verschiedene Organisationen, ja ein ganzes Netzwerk, arbeiten in Südtirol an diesem Thema und leisten Sensibilisierungsarbeit. „Dennoch glaubt ein Teil der Nutzer, dass dieses Problem nicht mehr existiert oder derartige Pannen nur anderen Nutzern passieren – sie selbst würden so einem Betrüger nie auf den Leim gehen“, mutmaßen die Beamten der Postpolizei. Zudem sei es aber leider noch immer recht häufig der Fall, dass einige Nutzer über die Gefahren in den Sozialen Netzwerken nicht informiert sind.
Der Oberinspektor rät daher, dass man auch in den Sozialen Netzwerken nur jene Freundschaften annehmen soll, die man auch persönlich kennt. „Meist tun die Leute aber das genaue Gegenteil“, weiß Plotegher aus Erfahrung.
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