Loro 1
Der erste Teil von Paolo Sorrentinos „Loro“ weckt Erwartungen, ist grausig, verstörend, perfekt inszeniert.
von Renate Mumelter
Loro sind diejenigen, die alles tun, um in Silvio Berlusconis Dunstkreis zu kommen. Auch das Kinopublikum wartet ergeben auf den „Dio“. Aber er kommt erst im letzten Drittel. Vorher gibt es viel Grausiges. Da wird jede Würde abgelegt, gnadenlos gelogen, übervorteilt, gekokst und und hektisch gebumst, um in die Nähe der Macht zu kommen. Manchmal gehen sich im Kinosaal ein schräger Grinser aus. Beim Auftritt des Schafes beispielsweise, das in Silvios Sardinien-Residenz der Klimaanlage zum Opfer fällt. Zur Erinnerung: Berlusconi rettete 2017 fünf Lämmer medienwirksam vor dem Osterbraten-Tod.
Sorrentino spart nicht mit Anspielungen, mischt Fake und Realität. Silvio ist ein alter Mann mit grenzenlos viel Geld, mit Witz, ausgeprägtem Selbstbewusstsein, romantisch, ja sogar zerbrechlich. Toni Servillo spielt diese überschminkte Figur mit der gewohnten Raffinesse. Sorrentino erzählt schnell, hektisch, er inszeniert kühl, in präzisen Bildern, kratzt, irritiert sehenswert. Für den kleinen Bildschirm ist „Loro 1“ nichts. Auch das Thema mögen nicht alle.
Loro 1 (IT/FR 2018), 108 Min., Regie: Paolo Sorrentino, mit: Toni Servillo, Elena Sofia Ricci, Riccardo Scamarcio. Bewertung: Sehenswert
Was es sonst noch gibt: „Lucky“ mit dem wunderbaren Harry Dean Stanton, „The New Wild“ über verlassene Gegenden am Beispiel Friaul beim Autorenabend mit Regisseur Thomson (MI), „Una giornata particolare“ von Scola (DO)
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