Alle haben es gewusst
Das Strafverfahren zum tödlichen Arbeitsunfall in der Traminer Obstgenossenschaft Eofrut wurde am Landesgericht mit zwei gerichtlichen Vergleichen (beinahe) abgeschlossen.
von Thomas Vikoler
Das Förderband der Sortiermaschine wieder in Betrieb zu setzen, auf dem schwere Obstkisten transportiert wurden, war eine zeitaufwändige Angelegenheit. Bis zu 15 Minuten wurden benötigt, um sie wieder in Betrieb zu setzen. Deshalb wurde der Sicherheitsschalter kurzerhand mit einem Holzscheit blockiert.
Von wem? Es war wohl der Arbeiter Werner Casal, wie sich im Strafverfahren am Landesgericht zeigte. Für den Angestellten im Obstmagazin der Genossenschaft Eofrut (heute: Genossenschaft Roen) mit fatalen Folgen: Am 10. Februar 2016 wurde Casal, Leiter der Sortieranlage, von einem Zubringerwagen erfasst und im Förderband eingeklemmt. Er starb an den Folgen starker Brustverletzung.
Am Dienstag fand am Landesgericht die Vorverhandlung im anhängigen Verfahren wegen fahrlässiger Tötung statt. Dabei besiegelte Richter Andrea Pappalardo zwei gerichtliche Vergleiche: Genossenschafts-Obmann Karl Ungerer übernimmt mit einer Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung (die Mindeststrafe) wegen fahrlässiger Tötung strafrechtliche Verantwortung, ebenso wie die Genossenschaft selbst, die eine Verwaltungsstrafe von 29.000 Euro zahlt.
Die Angehörigen des Unfallopfers wurden im Vorfeld der Strafzumessung voll entschädigt, auch die Herstellerfirma des Förderbandes zahlte Schmerzensgeld.
Die Ermittlung hatte deutlich gemacht, dass mehr oder weniger alle bei Eofrut wussten, dass das Sicherheitssystem manipuliert worden war. Ein Zeuge erklärte gegenüber den Ermittlern, er habe Casal auf die damit verbundenen Gefahren hingewiesen.
LESEN SIE IN DER DONNERSTAG-AUSGABE DER TAGESZEITUNG:
Das Hauptverfahren gegen den Roen-Geschäftsführer Walter Thaler wurde eingeleitet.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.