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Verschreibungspflichtig?

Eine Untersuchung der Verbraucherorganisation „Altroconsumo“ zeigt, dass 17 Prozent der Italiener rezeptpflichtige Medikamente ohne Rezept kaufen und knapp 50 Prozent verfallene Arzneimittel konsumieren. Wie die Situation in Südtirol aussieht. 

von Lisi Lang

6.281.370 Medikamentenpackungen wurden laut Gesundheitsbericht im Jahr 2016 von den territorialen Apotheken ausgegeben. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese Zahl konstant geblieben und auch im Vergleich mit dem nationalen Durchschnitt ist der Medikamentenverbrauch in Südtirol deutlich geringer.

Die Verbraucherorganisation „Altroconsumo“ hat nun die Ergebnisse einer Untersuchung zum Medikamentenkonsum und dem Umgang der Italiener mit Arzneimitteln veröffentlicht: 14 Prozent führen die Kur nicht wie verschrieben durch und 20 Prozent kontrollieren den Beipackzettel nie auf Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. 17 Prozent der Italiener, so das Ergebnis der Untersuchung, kaufen rezeptpflichtige Medikamente ohne einen Arzt aufgesucht zu haben – sie kaufen das Medikament also ohne Rezept.

Aber wie streng ist man diesbezüglich in Südtirol? „Wir kennen dieses Problem aus anderen Regionen, aber hier in Südtirol versuchen wir die Richtlinien einzuhalten“, erklärt Florian Peer, Apotheker in Brixen. Immer wieder würden italienische Touristen bei ihm in der Apotheke aufschlagen und ganz selbstverständlich rezeptpflichtige Medikamente verlangen, eben weil sie diese andernorts problemlos erhalten, mutmaßt der Apotheker. „Die Kunden aus unserem Einzugsgebiet haben einen ganz anderen Umgang und fragen bestimmte Medikamente ohne Rezept einfach nicht nach“, erläutert Florian Peer die Unterschiede.

Auch in Südtirol sei es möglich, so Peer, in Ausnahmefällen rezeptpflichtige Medikamente ohne Rezept zu erhalten. „Das Gesetz schreibt diesbezüglich eigene Richtlinien vor, beispielsweise bei chronischen Krankheiten“, erklärt der Apotheker. Wenn beispielsweise ein Blutdruck-Patient dringend ein Medikament braucht und der Apotheker weiß, dass der Patient an dieser chronischen Krankheit leidet und ein bestimmtes Medikament regelmäßig einnimmt, dann wäre dies sozusagen ein Notfall und er würde das Medikament erhalten. „Es gibt aber auch eine Gruppe von Medikamenten, die keinesfalls ohne Rezept ausgegeben werden dürfen“, betont der Brixner Apotheker. In diese Gruppe fallen beispielsweise Psychopharmaka, Schlafmittel oder andere Medikamente, die missbraucht werden könnten.

Kunden können diese Regelung nicht immer nachvollziehen: „Einige Kunden sehen es als schlechten Service an, wenn sie ein verschreibungspflichtiges Medikament nicht ohne Rezept bekommen“, erklärt Florian Peer. Damit habe es aber überhaupt nichts zu tun – den Apothekern gehe es in erster Linie um die Gesundheit der Patienten. „Wir verweigern ja wissentlich einen Verkauf, weil der Schutz des Patienten über allem anderen steht“, so der Brixner Apotheker. „Nur weil die Symptome ähnlich sind, muss die Ursache nicht gleich sein – ein Arztbesuch kann abklären, welche Ursache hinter den Symptomen steckt“, betont Florian Peer.

Ähnlich sei die Situation bei abgelaufenen Rezepten. „Rezepte sind je nach Medikament zwischen 30 Tagen und sechs Monate lang gültig. So hat der Arzt die Chance, regelmäßig die Erkrankung und Therapie zu überprüfen“, so Florian Peer.

Ebenfalls auffällig war in der Untersuchung von „Altroconsumo“, dass knapp 50 Prozent abgelaufene Medikamente verwenden. Kann dies problematisch werden? „Als Apotheker müssen wir natürlich betonen, dass laut Packungsangabe abgelaufene Medikamente nicht mehr eingenommen werden sollten. Wir wissen aber auch, dass Medikamente bei einer korrekten Lagerung länger haltbar sind“, erklärt der Brixner Apotheker. Da aber die Lagerungsbedingungen beim Patienten nicht bekannt sind, garantiert der Hersteller nur bis zum Ablaufdatum die Integrität des Medikaments.

In wenigen Ausnahmen können bei einem abgelaufenen Medikament unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, „meist nimmt die Menge an Wirkstoff ab oder ein Teil des Wirkstoffes verändert sich so, dass sich die Wirkung nicht mehr entfalten kann“, erläutert Florian Peer.

Das wichtigste sei immer, betont der Apotheker, dass Patienten bei einem Problem einen Arzt konsultieren und die verschriebenen Medikamente richtig und vollständig einnehmen.

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