„Familien brauchen Sicherheit“
M178 Kurse und Veranstaltungen zu beinahe 2.600 Stunden wurden im vergangenen Tätigkeitsjahr des KFS in 116 Zweigstellen im ganzen Land organisiert.
„Viele gesellschaftliche Probleme fußen unweigerlich auf Familienproblemen. Will man sie nachhaltig lösen, wird man um die Familie nicht herumkommen und darum, sich die Bedürfnisse der Familien anzuschauen“, erklärte KFS-Präsidentin Angelika Mitterrutzner anlässlich der 52. Landesversammlung des Katholischen Familienverbandes Südtirol (KFS), die am Samstag im MEC Meeting & Event Center, Hotel „Sheraton“ über die Bühne ging.
Inge Lunger, KFS-Bezirksleiterin in Bozen und Angelika Mitterrutzner begrüßten etwa 200 Mitglieder, Ehrengäste, Netzwerkpartner und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der, mit 15.000 Mitgliedern größten Familienorganisation Südtirols, bevor Familienseelsorger und geistlicher Assistent im KFS, Toni Fiung die Landesversammlung mit einer Besinnung einstimmte.
„In der Familie lernen Kinder die Grundprinzipien des Zusammenlebens“, betonte Angelika Mitterrutzner in ihrer Rede. Dort werde die Basis unseres gesamten Wertesystems gelegt. Hilfsbereitschaft, Achtung für die Natur, Ehrlichkeit, Respekt, Einfühlsamkeit, Vertrauen und Liebe lernen Kinder zuallererst von ihren Eltern. „So sollte es zumindest sein“, brachte es Mitterrutzner auf den Punkt. Der gesellschaftliche Druck, der auf Familien laste, sei nämlich nicht zu unterschätzen und was den Familien vor allem fehle, sei die gemeinsame Zeit. Das wirke sich unweigerlich auf die Beziehungen aus.
Eine klare Forderung des KFS an die anwesende Politik: Die Arbeit von Frauen und Männern dürfe nicht nur dann von Wert sein, wenn es sich um Erwerbsarbeit handle.
Die volle Anerkennung der Erziehungs- und Pflegejahre sei deshalb unbedingt durchzusetzen vor allem, wenn man sich die aktuellen Zahlen des INPS ansieht, laut denen beinahe 90 Prozent der Frauen eine Rente unter 1000 Euro erhalten. Eine nachhaltige Familienpolitik forderte auch Professor Martin M. Lintner in seinem Gastvortrag zum Thema „Gutes Leben nachhaltig gestalten. Schon heute unseren Kindern eine bessere Welt bereiten“.
„Wichtig ist, dass Eltern in der Frage der Kinderbetreuung frei von finanziellem Druck entscheiden können. Mütter, die wieder in das Berufsleben einsteigen möchten und Väter, die Karenz nehmen, sind zu unterstützen“, betonte der Moraltheologe, bevor er vor allem auf das Thema Nachhaltigkeit zu sprechen kam. „Familien sichern dadurch, dass sie Kindern das Leben schenken und sie erziehen, die wirtschaftliche Wertschöpfung der Zukunft“, rief Lintner einmal mehr in Erinnerung und die Eltern dazu auf, dieses Selbstbewusstsein zu bewahren, Hoffnungsorte für unsere Gesellschaft zu sein.
„Familien brauchen Zeit, Planungssicherheit und Einkommenssicherheit“, stimmte Familienlandesrätin Waltraud Deeg zu. „Jeder Cent, der in Familie investiert wird, ist gut investiert, doch wir wünschen uns alle eine Familienpolitik, die weniger auf die Zahlen schaut, sondern in die Gesichter der Menschen.“
Es gehe darum, Sicherheit zu schaffen – natürlich auch ökonomische Sicherheit, bestätigte Landeshauptmann Arno Kompatscher in seinen Grußworten an die Versammlung. „Wir müssen alle mithelfen, unsere Gesellschaft zu entschleunigen, damit unsere Kinder eingebettet und geborgen aufwachsen können. Diskutieren wir offen darüber, in welche Richtung es gehen soll“, motivierte der Landeshauptmann die Ehrenamtlichen. Auch er sei immer versucht, genügend Zeit für seine Familie zu finden und gerade sonntags nehme er so gut wie keine dienstlichen Termine an.
Grußworte an die Versammlung kamen auch von Harald Mengin, dem Vizepräsidenten im Haus der Familie, der sich für die gute Zusammenarbeit bedankte und dazu aufforderte, die Vorteile, die das Bildungshaus den KFS-Mitgliedern biete stärker zu nutzen.
KFS-Jahresprojekt „Gutes Leben“
„Gemeinsam gut leben“ heißt das Jahresthema des KFS, das sich vor allem auf das Projekt „Gutes Leben“ bezieht, das den Verband durch das gesamte Jahr 2018 und hoffentlich auch darüber hinaus begleiten wird. „Gutes Leben“ war bereits im Familienverband Österreichs ein voller Erfolg und wurde nun für Südtiroler Familien adaptiert.
Beinahe 600 Personen beteiligen sich bereits an dem Projekt. Vier Aktionswochen hat der KFS dazu ausgearbeitet: „Besinnung aufs Wesentliche“, „Reduktion von Haushaltsmüll“, „Achtsam essen“ und „Bewusst in den Advent“. Familien erhalten dabei Impulse und Handlungsanregungen für mehr Nachhaltigkeit im eigenen Haushalt. „Bewegung beginnt mit dem ersten Schritt“, ermutigte Angelika Mitterrutzner die KFS-Mitglieder dazu, sich den vier Herausforderungen zu stellen und sich zum „Gutes-Leben-Mailversand“ anzumelden.
„Angesichts der komplexen Zusammenhänge, könnte man manchmal den Mut verlieren“, bestätigte Martin M. Lintner. „Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, zu meinen, wir könnten nichts tun. Wenn viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann beginnen sie, die Welt zu verändern“, zitierte er ein afrikanisches Sprichwort.
Dank an das Ehrenamt
178 Kurse und Veranstaltungen zu beinahe 2.600 Stunden wurden im vergangenen Tätigkeitsjahr des KFS in 116 Zweigstellen im ganzen Land organisiert. 5.700 Personen haben sich dabei weitergebildet, 68.000 Stunden ehrenamtlicher Mitarbeit dokumentiert. „Weil wir im Ehrenamt lieber unsere Zeit nutzen, anstatt sie zu dokumentieren wissen wir, dass die ,Dunkelziffer‘ um einiges höher ist. Wir schätzen, dass in einem Jahr etwa 130.000 Stunden ehrenamtlich investiert wurden, was monetär einer Summe von 2.080.000 Euro entsprechen würde“, berechnete die Präsidentin.
„Liebe, Gesundheit, Freundschaft, Familie und Ehrenamt sind mit Geld nicht zu kaufen. Ich bedanke mich deshalb von ganzen Herzen für euren Einsatz, der so ungemein wertvoll für unsere Gesellschaft ist.“ Ein großer Dank ging auch an die Zweigstellen des Bezirkes Bozen mit Bezirksleiterin Inge Lunger für die besonders liebevolle Gestaltung des Saales. Sie präsentierten ihre Tätigkeiten mit bunt gestalteten Zäunen, die als Verbindungen, als Halt und als Wegbegleiter Zeichen für den ehrenamtlichen Einsatz in Dörfern und Städten sein sollten.
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