Viel Berg, viel Symbol
Es beginnt vielversprechend. Helle Bilder, gute Schauspieler, wenig Musik. „Drei Zinnen“ schied die Festival-Geister.
von Renate Mumelter
In „Drei Zinnen“ von Jan Zabeil geht es um drei Menschen, um drei Berge und um drei Sprachen. Aaron und Tristan haben es nicht leicht miteinander, weil sie nicht wirklich Vater und Sohn sind. Mutter Lea steht zwischen ihnen, und sie arbeitet zu viel auch in der Almhütte (was das soll?). Bis daher ist Zabeils Film die Geschichte einer durchaus üblichen Familie, und bis daher wäre alles gut. Dann aber beginnt ein Showdown mit Actionelementen, der uns Menschen vom Berg nicht überzeugen kann. Denn wer trägt schon einen Achtjährigen in weißer Wintertuta durch den Schnee bis zum Fuß der Felswände, welches Kind bleibt länger bei Bewusstsein, wenn es in einen vereisten See fällt, und welcher Erwachsene schafft es, unter diesem Eis dahin zu schwimmen, um symbolträchtig einen Ausgang zu suchen, der sich erst nach einer getauchten Ewigkeit auf wundersame Weise auftut? Fragen, die an der Glaubwürdigkeit des Erzählten nagen. Auch Fiction sollte glaubwürdig sein. Da hilft die ganze Bergrettung nichts, die im wabernden Nebel eine Iso-Folie aus dem Rucksack holt. Beim Festival konnte jenes Publikumsdrittel, dem es gelang, nur das plakativ Symbolhafte zu sehen, mit den Drei Zinnen (Mama, Papa, Kind) leben, die anderen zwei Drittel mussten passen.
Drei Zinnen (D/I 2017), 90 Min., Regie: Jan Zabeil, mit Bérénice Bejo, Alexander Fehling, Arian Montgomery. Bewertung: Anfang gut, Ende weniger
Was es sonst noch gibt: „Lucky“ mit Harry Dean Stanton (OmU am Montag), „Die Nacht der Nächte“
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.