Mensa-Verbot für die SVP
Der Pusterer SVP-Parteitag hat ein politisches Nachspiel: Parteipolitische Mittagessen in der Mensa des Krankenhauses wird es in Zukunft nicht mehr geben.
von Silke Hinterwaldner
Es sei kein Kapitalverbrechen, sagt Hans Heiss, aber solche Geschichten gäben ein schiefes Bild ab.
Der Grüne Abgeordnete im Landtag hatte gleich nach dem SVP-Bezirksparteitag am 17. März auf einige ungewöhnliche Umstände aufmerksam gemacht: Zuerst hatte das Treffen der SVP-Parteifunktionäre im Zivilschutzzentrum Bruneck stattgefunden – Räumlichkeiten, die zumindest grundsätzlich für andere Zwecke genutzt werden sollten. Im Anschluss daran hatten sich insgesamt 95 Teilnehmer des Parteitages in der Mensa des Krankenhauses zum Mittagessen angemeldet. Auch der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer folgte der Einladung der SVP und wurde in der Krankenhaus-Mensa beim Mittagessen gesehen. Geht das?
Nun musste sich der Landtag mit dieser Frage befassen.
Nicht nur die Grünen hatten das Thema aufgegriffen, auch die Freiheitlichen hatten einige Fragen an die zuständige Landesrätin Martha Stocker – die allerdings selbst nicht zum Mittagsessen in der Mensa erschienen war. Lois Taibon und Hannes Zingerle meinen Kopf schüttelnd: „Dass ein Gesundheitsbetrieb die Verköstigung einer Parteiorganisation verantwortet, noch dazu nach einer weltrekordverdächtig schnellen Zusage, ist schon sehr sonderbar. Wir würden uns wünschen, dass auch die Patienten so schnell dran kommen wie die Pusterer SVP, dann würden die langen Wartezeiten endlich der Vergangenheit angehören.“
Apropos schnelle Zusage: Aus der Antwort von Landesrätin Stocker geht hervor, dass die SVP-Bezirksleitung erst am Tag des Parteitages ein offizielles Ansuchen an die Krankenhausleitung gestellt hatte: Obwohl samstags in der Verwaltung an und für sich kaum gearbeitet wird, wurde das Ansuchen innerhalb kürzester Zeit unbürokratisch erledigt.
„Immerhin wurde kein eigenes Menü für die Pusterer SVP-Delegation im Krankenhaus zubereitet“, sagte Landesrätin Martha Stocker. Allerdings kamen die Teilnehmer des Bezirksparteitages sehr kostengünstig davon, da vom Gesundheitsbezirk Bruneck keine Spesen für die Raummiete in Rechnung gestellt wurden. „Auch der Menüpreis von 8,60 Euro wird für den SVP-Bezirk sehr erfreulich gewesen sein“, glaubt Hannes Zingerle.
Ein kleiner Trost für alle, die eine Parteiveranstaltung in öffentlichen Einrichtungen nicht gern sehen: Zusätzliches Personal sei für die 95 Essen in der Mensa nicht nötig gewesen.
Und Landesrätin Martha Stocker gibt auch noch ein Versprechen ab: In Zukunft werde man von solchen Ermächtigungen abgesehen. Das nahmen die beiden Abgeordneten Hans Heiss und Hannes Zingerle recht unaufgeregt zur Kenntnis.
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Kommentare (9)
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criticus
Hoffentlich haben die SVP-Politiker kein Obst und Jogurt mitgenommen, oder wurde der Security-Mann am Samstag beurlaubt? Könnte auch sein, dass Dr. Schael persönlich an der Tür stand?
andreas
Wie armselig ist das jetzt, wenn die SVP Pustertal sich nicht mal einen normalen Saal mieten kann und einen ehemaligen Bundespräsidenten in eine Mensa einladen muss, welche üblicherweise subventioniert sind?
Gerade solche Verhalten sind es, was an Politiker aller Parteien so nervt.
Zu blöd ist ihnen rein gar nichts und wenn sie bei etwas erwischt werden, gibt es keine Konsequenzen, sondern es werden billige Ausreden gesucht.
morgenstern
Ein einziger Selbstbedienungsladen dieses Land, einfach nur erbärmlich.
guyfawkes
Was ist denn schon groß passiert?
Der Sanitätsbetrieb hat 96 x E 8,60 kassiert. Ich gehe mal davon aus dass A) dieser Betrag mehr als kostendeckend ist und B) es nicht so oft vorkommt dass mehrere Mensabesucher den Vollpreis zahlen.
Wenn sie nur zum Essen da waren verstehe ich auch nicht weshalb eine Raummiete zum Thema gemacht wird.
Mich würde allerdings mehr interessieren, ob eine Krankenhausmensa so etwas überhaupt anbieten darf (Stichwort Lizenz)? Eigentlich handelt es sich schon um eine unlautere Konkurrenz für gastronomische Betriebe.
@andreas
Ich traue den Organisatoren schon zu dass sie sich vorher überlegt haben, ob man sich mit der Verpflegung beim Ex-Bundespräsident schämen muss oder nicht.
andreas
Es geht in der Sache um das Prinzip, nicht um Details.
Ich würde grundsätzlich mit jemanden in ein Restaurant gehen, da ich Mensas nicht mag. Und noch weniger den Wurststand Kampill, da zahl ich lieber mehr. Hat jetzt mit der Sache aber nichts zu tun, das wollt ich nur mal schreiben. 🙂