Der Bio-Berger
Ex-Agrarlandesrat und Altsenator Hans Berger hat seinen Familienbetrieb in Rein in Taufers schon vor zwölf Jahren komplett auf Bio umgestellt. Er ist überzeugt: Der Mut zahlt sich aus.
Von Matthias Kofler
Immer mehr Bauern im Land stellen ihren Betrieb auf Bioanbau um, darunter auch prominente Landwirte wie Agrarlandesrat Arnold Schuler (SVP). Noch nie gab es europaweit ein so großes Interesse, von der konventionellen auf die Biolandwirtschaft umzusatteln wie derzeit. Bio liegt also klar im Trend, sei es bei den Produzenten als auch bei den Endverbrauchern.
Ein echter Pionier und Trendsetter in Sachen Bio-Anbau ist der ehemalige Landwirtschaftslandesrat und Altsenator Hans Berger. Der Politiker aus Rein in Taufers hat seinen Familienbetrieb bereits vor zwölf Jahren auf Bio umgestellt, in einer Zeit also, in der man den Boom in dieser Form noch nicht vorhersagen konnte. „Ich wollte das aber nie an die große Glocke hängen“, betont Hans Berger.
Ein kurzer Rückblick: Im Jahr 2007 hat der damalige SVP-Landesrat auf seinem Bauernhof im Ahrntal ein neues Wirtschaftsgebäude errichten lassen. Den Neubau nahm Hans Berger seinerzeit zum Anlass, die Milchproduktion in seinem Betrieb auf Bio-Heumilch umzustellen. Bio-Heumilch ist eine traditionelle Wirtschaftsweise, welche die nachhaltige Bewirtschaftung und die Artenvielfalt der Wiesen fördert: Bei der Heumilchproduktion erfolgt eine naturnahe Fütterung der Kühe im Jahreslauf: frische Gräser, Kräuter, Heu und als Ergänzung Getreideschrot. Es werden keine Gärfuttermittel verfüttert wie Silofutter, Feucht- oder Gärheu. Der Einsatz von Kraftfutter ist genau geregelt und darf maximal ein Viertel der Fütterung ausmachen.
Seit der Umstellung im Jahr 2006 werden auf dem Bauernhof des Ex-Senators jährlich 60.000 bis 80.000 Liter Bio-Heumilch erzeugt. Neben der Bio-Heumilch produziert Hans Bergers Familienbetrieb auch Bio-Fleisch, das vergleichsweise aber weniger Gewinn erzeugt als die Milch. Der Viehbestand beläuft sich auf 25 Tiere, durchschnittlich sind zehn bis zwölf davon Milchkühe.
Berger legt den Südtiroler Bauern den Umstieg auf die Bioproduktion wärmstens ans Herz: „Ich kann das jedem empfehlen, dem eine umweltschonende Produktion und eine artgerechte Tierhaltung wichtig sind, auch wenn der Ertrag im Vergleich zur konventionellen Produktion niedriger ausfällt und die Futterkosten höher sind.“
Allerdings gilt es für die umsteigewilligen Bio-Bauern, eine Reihe von Bestimmungen einzuhalten: So muss beispielsweise der Raufutteranteil an der Trockenfutter-Jahresration mindestens 75 Prozent betragen. Raufutter ist trockenes Futter, das viele Faserstoffe enthält wie Heu, Stroh oder Spreu. Hier liegt aber auch eine der Problematiken für die Heumilch-Bauern, denn bei längeren Regenperioden gibt es Schwierigkeiten mit der Einbringung des trockenen Futters, oder es kommt bei Trockenheit zu wenig Futter zusammen. Zudem braucht Heu insgesamt größere Futterbergeräume, weil es mehr Volumen hat als Gärfutter. Hinzu kommt, dass es sehr gute Belüftungsanlagen braucht.
Die Umstellung auf Bio ist also – gerade in der Anfangsphase – sehr aufwendig. Die Heumilch- und Bio-Heumilchproduktion kann große Investitionen und Umbauten für Stadel und Ställe erfordern. Das gibt auch Hans Berger unumwunden zu. „Du musst davon zu Hundert Prozent überzeugt sein“, betont der SVP-Politiker.
Ein Grund, warum so viele Landwirte auf Bio umsteigen, liegt in der EU-Agrarpolitik, die mit lukrativen Subventionen lockt. „Die stärkere Förderung von Bioprodukten macht den Umstieg interessant“, sagt Hans Berger. „Wenn ein Bauer den Zuschlag sowohl für Bio als auch für die Heumilch bekommt, dann kommt bei der Milchproduktion ein durchaus akzeptabler Ertrag heraus.“ Der SVP-Politiker betont in dem Zusammenhang aber auch, dass er in seiner Zeit als Landesrat keine unterstützenden Maßnahmen in die Wege geleitet habe, um sich damit selbst Vorteile zu verschaffen.
Altsenator Berger konnte aufgrund seiner jahrelangen politischen Tätigkeit freilich nicht rund um die Uhr im Bauernhof mitarbeiten. In der Regel beschränkte sich seine landwirtschaftliche Tätigkeit auf ein wöchentliches Briefing. „Zum Glück habe ich einen Mitarbeiter, der hervorragende Arbeit leistet und auf den ich mich voll verlassen kann“, betont Berger, der sich nun, nach seinem Ausscheiden aus dem Senat, vornimmt, mehr im Familienbetrieb mitzuwirken. „Das heißt aber nicht, dass ich jeden Tag im Stall sein werde“, unterstreicht der Ex-Landesrat.
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