Das Schützen-Fest
Über 2.000 Schützen feierten am Sonntag im Sarntal den 60. Geburtstag des Schützenbundes. Es wurde Widerstand gegen den Werteverlust gefordert.
60 Jahre gibt es nun den Südtiroler Schützenbund. Und die Schützen bestehen weiterhin darauf: Alles für Tirol, auch die nächsten 60 Jahre, wie Landeskommandant Elmar Thaler am Sonntag in seiner Rede beim Landesfest in Sarnthein vor über 2.000 Schützen betonte.
Höhepunkt der Feier war die Festansprache von Ehrenlandeskommandant Paul Bacher. Er hielt einen Rückblick über die Geschichte des Südtiroler Schützenbundes und spannte einen Bogen in die heutige Zeit, wo er die Schützen aufforderte, Widerstand zu leisten gegen alle zersetzenden Zeiterscheinungen, wo in Jahrhunderten gewachsene Werte immer mehr an Bedeutung verlieren und keine Rolle mehr spielen würden.
Aufruf für den Doppelpass
Er glaube, dass sich die Tiroler auf beiden Seiten des Brenners oft als Fremde gegenüber stünden. Bacher ist sich sicher: „Hier könnte die doppelte Staatsbürgerschaft von Nutzen sein, weil wir dann gefühlsmäßig ein gemeinsames Volk, ein gemeinsames Land und eine gemeinsame Nation wären.“
Kritik übte er an jenen Mitbürgern, die beim Doppelpass eine Gefahr für das friedliche Zusammenleben zwischen den Volksgruppen sehen. Diese Kritiker hätten sich laut Bacher aber bis heute noch nie gegen die faschistisch-tolomeischen Ortsnamen und die faschistischen Denkmäler ausgesprochen.
Abschließend stellte er die Frage, ob es denn falsch sei, dass Südtiroler zu ihren Tiroler Wurzeln stünden und nicht Italien, sondern Österreich als Vaterland sehen und die Besetzung Südtirols durch den italienischen Staat nicht akzeptieren wollen.
Motoren der Landeseinheit
Zahlreiche Persönlichkeiten konnte Landeskommandant Elmar Thaler willkommen heißen. Im Namen der Schützen versprach er, dass die Schützen auch in Zukunft versuchen werden, weiterhin einer der Motoren der Tiroler Landeseinheit zu sein.
„Wir werden weiterhin ein Garant für ein ebenso weltoffenes, wie fest auf seine Wurzeln bedachtes, traditionsbewusstes Tiroler Landesteil südlich des Brenners sein“, so ein überzeugter Thaler.
Kompatscher: Selbst bestimmen
Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach in seinen Grußworten den Schützen seinen Dank aus, für die Liebe zur Heimat, zur Tracht, zum Väterglauben, zu den Werten, zu denen sie stehen und für die Unnachgiebigkeit, die sie auszeichne.
Auf die Frage, wie sich die Schützen politisch einmischen dürften, antwortete er, dass alle Verbände nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht hätten, sich politisch einzumischen. Die Politik sei die Sache der Menschen und nicht nur einiger Gewählter. Für seine Überzeugung gelte es einzustehen.
Laut Kompatscher gebe es in Südtirol einen breiten Konsens darüber, was uns ausmache und das Ziel sei: „Wir wollen unsere Art zu leben, unsere Eigenart, unsere Sprache, Tradition und Kultur, schützen, bewahren und weiterentwickeln. Wir Tiroler wollten schon immer selbst bestimmen, selber schaffen“, sagte er zu den Schützen. Und das sei immer noch so.
Über den Weg dazu gebe es unterschiedliche Ansichten, aber über das Ziel herrsche Einigkeit. Über das Wie sollten sich alle austauschen. Seiner Meinung nach sei der richtige Weg jener des Dialogs und des harten Verhandelns. Kompatscher schloss mit den Worten: „Hoch lebe Tirol!“
Grußwort von HC Strache
Vizekanzler HC Strache übermittelte eine schriftliche Botschaft, in der er den Schützen mitteilte, dass die Umsetzung der doppelten Staatsbürgerschaft auf dem Weg sei. Eine Expertengruppe habe diese Woche mit der Arbeit begonnen.
Er teilte mit, dass Südtirol immer ein Herzensanliegen Österreichs war und dies auch bleibe.
Bürgermeister Franz Locher freute sich über die vielen Teilnehmer in seiner Heimatgemeinde. Grußworte überbrachte Landeskommandant Fritz Tiefenthaler im Namen des Bundes Tiroler Schützenkompanien, Landeshauptmannstellvertreter Hans Baur von den Bayerischen Gebirgsschützen sowie Landeskommandant Enzo Cestari vom Welschtiroler Schützenbund.
Heilige Messfeier und neue Fahne
Dekan P. Paul Lantschner zelebrierte die Feldmesse. In der Predigt rief er die anwesenden Schützen auf, im täglichen Leben Christen und Zeugen des Glaubens zu sein.
Umrahmt wurde die Feier von der Musikkapelle Durnholz. Ehrensalven feuerten die Schützenkompanie Hippach und eine Ehrenformation des Schützenbezirks Bozen ab.
Im 60. Jahr seines Bestehens gab sich der Südtiroler Schützenbund ein neues Feldzeichen. Die neue Bundesfahne gleicht in der Art und Ausführungen den alten Sturmfahnen. Auf rot-weiß-rotem Hintergrund prangt ein großer Tiroler Adler, der Schriftzug „Südtiroler Schützenbund“ sowie der Leitspruch der Schützen „Standhaft im Gegenwind“.
Als Fahnenpatinen fungierten die jungen Gräfinnen Franziska und Katharina von Kuenburg aus Kaltern. Gesegnet wurde sie von Landesschützenkurat P. Christoph Waldner OT.
Fleißige Sarner Schützen
Für den Südtiroler Schützenbund haben die Sarner Schützen unter dem Kommando von Major Sepp Rungger Großes geleistet. Sie haben dafür ihre eigene 60-Jahrfeier und Fahnenweihe ganz klein gehalten.
Mit dem Abspielen der Landeshymne und einem Umzug durch die Straßen von Sarnthein endete der festliche Akt des 60. Geburtstages des Südtiroler Schützenbundes.
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Kommentare (2)
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noando
ohne das fest zu schmälern, ohne den dienst der schützen zu schmälern, seien ein paar anmerkungen gestattet:
bacher: „… aufforderte, widerstand zu leisten gegen alle zersetzenden zeiterscheinungen, wo in jahrhunderten gewachsene werte immer mehr an bedeutung verlieren und keine rolle mehr spielen würden. …“ welche zeiterscheinungen sind hier gemeint? geht’s wiedermal nur um die (illegalen [wirtschafts]) flüchtlinge? oder auch mal um den selbst verursachten verfall unserer traditionen?
„… doppelpass kritiker … noch nie gegen die faschistisch-tolomeischen ortsnamen und die faschistischen denkmäler ausgesprochen. …“ persönliche erfahrung von herrn bacher? belegbar wohl kaum und auch nicht wahrheitsgetreu.
„… abschließend stellte er die frage, ob es denn falsch sei …“ ist es denn falsch, dass südtiroler zu ihren wurzeln und tradition stehen, und südtirol/italien als ihr herkunftsland sehen und nicht österreich?
thaler: „… wir werden weiterhin ein garant für ein ebenso weltoffenes, wie fest auf seine wurzeln bedachtes, traditionsbewusstes tiroler landesteil südlich des brenners sein“ schön gesagt!
kompatscher: „… Wir wollen unsere art zu leben, unsere eigenart, unsere sprache, tradition und kultur, schützen, bewahren und weiterentwickeln …“ das ist aber in der vergangenheit nicht immer gut gelungen!
grußworte von strache – liebe leute, auch wenn herr strache heute nicht mehr so radikal ist (auf grund seiner position: sein kann), ist nicht zu vergessen was hcs in der vergangenheit welchen *** von sich gegeben hat! dieser mann ist gefährlich! nur weil er vllt den doppelp besorgen wird, darf nicht vergessen werden.
unabhängig ob praktizierender schütze oder nicht, unsere tradition gilt es zu bewahren, zu leben, weiter zu geben. dies schließt nicht aus, dass es in südtirol auch andere lebensweisen geben kann. wie wir aus unserer vergangenheit gelernt haben: die kunst ist das zusammenleben, nicht das gegeneinander.