„… lei mehr zum schamen“
Die Bananenkontrollen in der Mensa des Krankenhauses von Bruneck gehen weiter. Sehr zum Ärger der Bediensteten. Jetzt kündigen die Gewerkschaften Protestaktionen an.
von Silke Hinterwaldner
Reinhard Innerhofer ist fassungslos. „Mit dieser Aktion“, sagt der Gewerkschaftsvertreter von CGIL/AGB, „macht die Sanität ihren letzten Funken des guten Rufes kaputt.“
Er spricht damit eine Praxis an, die seit Anfang April im Krankenhaus von Bruneck für jede menge Gesprächsstoff und mindestens genauso viel böses Blut sorgt. An zwei Tagen in der Woche wartet ein Securitymann am Ausgang zur Mensa und kontrolliert, ob die Mitarbeiter ihren Nachtisch mit auf die Abteilung nehmen. Findet er bei jemanden einen Apfel, eine Banane, einen Joghurt oder ein Stück Kuchen, wird das Essen sequestriert – und landet dann im Müll.
Eine Krankenschwester schrieb erst am Dienstag auf Facebook:
„Eis zum Nachtisch, im Plastikbecher ohne Löffel mitgenommen. Den Mann der Security vor der Mensa höflichst gefragt, ob dies genehm sein. Höfliche Antwort: „Nein.“ Frage: „Gut, dann stelle ich das Eis zurück aufs Tablett und es wird dann entsorgt?“ Antwort: „Ja.“ Das nenne ich Südtiroler Wegwerfgesellschaft! Bravo!“
Unmut und Zynismus schwingen unverkennbar mit. Überhaupt:
In den sozialen Netzwerken wird die Debatte rund um die Securitybeauftragten in der Mensa des Krankenhauses heftig diskutiert. Die Kommentare dort sind oft ablehnend, aber nicht nur. Hier zwei Beispiele:
„Bei jeder Weihnachtsfeier Lobeshymnen auf das Personal, wie wertvoll, wie unverzichtbar, wie vorbildlich und dann… für mi isch des lei mehr zum schamen! Man muss ganz ehrlich nachdenken, ob solche Entscheidungen, solche Führungskräfte noch tragbar sind.“
Oder umgekehrt:
„Das Ganze ist freilich kleinkariert. Aber bei einem Frühstücksbuffet im Hotel darf man auch nix mitnehmen. Warum muss man unbedingt einen Nachtisch mitnehmen in der Mensa? Wenn ich kein Eis zum Nachtisch mag, trag ich doch nicht das Eis herum. Dann pfeif ich doch auf das Eis.“
Aber nicht nur auf Facebook läuft die Diskussion heiß.
Gewerkschafter Innerhofer befürchtet mittlerweile, dass sich das Krankenhaus Bruneck im gesamten Land zum Gespött der Leute macht. Das wollte und will er zwar verhindern, aber bisher läuft er gegen die Wand.
„Es gab kein Einlenken von Seiten der Verwaltung. Wir verlangen, dass der Sheriff sofort verschwindet.“ Um das klar zum Ausdruck zu bringen, hat er auch bereits ein Plakat angefertigt. Darauf kann man lesen: „Der Sheriff ist scharf und motiviert: Die Sanität zahlt für ihn 17 Euro pro Stunde plus Mehrwertsteuer, auch wenn er bisher nur drei Bananen sequestrieren konnte.“
All das hat bisher keinerlei Wirkung gezeigt. Beim CGIL/AGB denkt man deshalb laut über weitreichendere Protestmaßnahmen nach. Wie das im Detail aussehen soll, wurde noch nicht entschieden.
Der Securitymann am Ausgang der Mensa sorgt auch deshalb für Unmut, weil bereits in der Vergangenheit so mancher Mitarbeiter um seine Sicherheit fürchtete. Aber bei Nachtdiensten, wo eine Security von den Mitarbeitern bereits angefragt worden war, wurde dieser Dienst bisher abgelehnt. Angeblich, weil zu teuer.
„Das ist Personalmanagement von der schlimmsten Sorte“, beklagt Reinhard Innerhofer, „wir als Vertreter des Personal würden uns zumindest wünschen, über derlei Aktionen in Kenntnis gesetzt zu werden.“
Er will jetzt aber alles daran setzen, dass der Securitymann an beiden Tagen in der Woche (derzeit dienstags und donnerstags) wieder abgezogen wird.
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Kommentare (16)
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criticus
Da werden Kanonen gegen Spatzen eingesetzt. Eine komische Verwaltung, bei den einfachen Arbeitern wird auf Bananen geachtet und in den höheren Etagen werden Schmiergelder eingesteckt. Vielleicht war der Security-Mann für diese Etagen engagiert und man hat ihn dann sofort in die Mensa beordert. Wer weiß?