„Totale Katastrophe“
Der Kunstlehrer, der plötzlich Französisch unterrichtet: Warum die Freiheitliche Sprachwissenschaftlerin Tamara Oberhofer strikt gegen den CLIL-Unterricht ist.
Tageszeitung: Frau Oberhofer, warum wollen Sie das CLIL-Experiment beenden?
Tamara Oberhofer: Als Mitglied des Bildungsausschusses im Landtag habe ich mich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ich stelle grundsätzlich die Ausbildungsmodalitäten der Lehrer in Frage. Das Zertifikat, das die Lehrer nach der Absolvierung des CLIL-Ausbildungskurses erhalten, sagt nichts über deren Sprachkenntnisse aus. Die Schüler meinen zwar, dass es an und für sich eine gute Sache sei, den Unterricht in einer Fremdsprache abzuhalten. Und die Lehrer meinen es sicher gut. Doch Fakt ist, dass die Umsetzung von CLIL eine totale Katastrophe ist.
Warum das?
Erstens gibt es kein geeignetes Lernmaterial. Ein Lehrer, der an einer deutschen Schule zum Beispiel Recht und Wirtschaft in Italienisch unterrichten will, nimmt für seinen Unterricht die Lehrbücher der italienischen Schulen her. Diese sind aber nicht geeignet für den Unterricht in einer Fremdsprache. Zudem sorgt CLIL auch für ungutes Blut unter den Lehrern. Supplenten, die zehn Jahre lang um eine fixe Stelle kämpfen, erhoffen sich, durch die CLIL-Ausbildung größere Chancen für sich. Doch gerade in Südtirol muss man bei solchen Experimenten vorsichtig sein. Deutsch ist zwar unsere Muttersprache, Fakt ist aber, dass unsere Muttersprache eine Varietät, also eine dialektale Form, der deutschen Sprache ist. Das perfekte Erlernen des Standarddeutsch muss aus diesem Grund höchste Priorität haben. Guter Fremdsprachenerwerb und das Erlernen von Fachvokabular in einer Fremdsprache hängen sehr eng mit einer ausgezeichneten Beherrschung der eigenen Muttersprache zusammen. Wenn der Kunstlehrer einen Kurs absolviert, um Kunstgeschichte in Französisch zu unterrichten, ist das keine ideale Lösung, weil der Lehrer nicht auf demselben Niveau sein kann wie jemand, der vier Jahre lang Französisch studiert hat. Er wird beim Sprechen Fehler machen, was zum Nachteil der Schüler ausfällt. Und es ist auch eine Entwertung von uns Sprachwissenschaftlern.
Ihre Forderung?
In einem vom Landtag angenommenen Beschlussantrag fordere ich, dass bei der Einschreibung von Kindern in deutsche Kindergärten und Schulen anhand von Sprachstandserhebungen oder im Falle von Kleinkindern durch Befragungen der Eltern festgestellt wird, welche deutschen Sprachkenntnisse das betreffende Kind besitzt. Integration und das Erlernen der deutschen Sprache können nicht funktionieren, wenn in einer Klasse acht Pakistaner und nur zwei einheimische Kinder sitzen.
Interview: Matthias Kofler
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Kommentare (3)
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leser
oberhofer was machst du eigentlich nach den wahlen?
du könntest dich doch melden als lehrerin, hättest die besseren voraussetzungen als achammer, denn der dürfte sich gar nicht bewerben, da er die voraussetzungen dafür nicht hat, aber du hättest einen tollen chef