Security in der Mensa
Bananenkontrolle im Krankenhaus von Bruneck: Ein Sicherheitsmann hat am Ausgang der Kantine den Mitarbeitern den Nachtisch abgenommen. Diese Episode sorgt für schlechte Stimmung.
von Silke Hinterwaldner
Da staunte die Krankenschwester nicht schlecht. Als sie vor einigen Tagen nach dem Mittagessen in der Mensa des Krankenhauses von Bruneck einen Apfel in die Hand nahm, um ihn für später aufzuheben, wurde sie von einem Sicherheitsmann an der Ausgangstür angehalten. Er nahm ihr den Apfel ab und erklärte knapp, dass es nicht gestattet sei, Lebensmittel aus dem Mensa mitzunehmen.
„Aber warum“, ärgert sich die Krankenschwester, „darf ich plötzlich nicht mehr einen Apfel zur kleinen Stärkung in den Nachmittagsstunden mitnehmen? Schließlich habe ich doch für das gesamte Menü bezahlt. Also auch für den Apfel zum Nachtisch.“
Was an diesem 2. April im Krankenhaus von Bruneck vorgefallen ist, hat nicht nur diese eine Krankenschwester irritiert, sondern viele der Bediensteten im Spital. Dort war es für viele eine liebgewonnene Gewohnheit, eine Kleinigkeit für später aus der Mensa in die jeweilige Abteilung mitzunehmen: ein Stück Kuchen, einen Joghurt, eine Banane, einen Apfel.
In den Büros der Verwaltung war dieses Verhalten nie gern gesehen. Zum einen, weil mit den Snacks oft auch Geschirr und Besteck auf die unterschiedlichen Stockwerke mitgenommen und nicht wieder zurückgebracht wurde. Zum anderen, weil dies aus hygienischen Gründen in einem Krankenhaus nicht vorgesehen ist.
„So etwas sollte nicht vorkommen“, sagt denn auch Walter Amhof, Verwaltungsdirektor im Sanitätsbezirk Bruneck, „bereits mehrmals hatten wir die Mitarbeiter in Vergangenheit darauf hingewiesen, auch mit einer höflichen Aufforderung auf Plakaten. Aber nachdem einige wenige immer noch keine Einsicht zeigten, hat man sich für eine Kontrolle entschieden. Regeln müssen schließlich von allen gleichermaßen befolgt werden.“ Aber seitdem an jenem Montag ein Sicherheitsbeauftragter eigens dafür abgestellt worden war, die Besucher der Mensa nach dem Essen durchzuchecken, ist die Stimmung im Keller. Auch wenn nicht alle einen kleinen Snack am Nachmittag benötigen, so hielten die meisten Mitarbeiter diese Kontroll-Aktion doch für überzogen.
Auch Ivano Simioni, Psychiater im Krankenhaus und Sprecher der Ärztegewerkschaft VKS-BSK. Er sagt: „Es gibt sehr, sehr viele Mitarbeiter, die sich darüber aufregen. Selbstverständlich sollten Regeln eingehalten werden. Aber der Punkt ist: Die Aufregung um diese Kontrollen steht in keinem Verhältnis zum Nutzen, den eine solche Aktion bringt.“ Für die Motivation der Mitarbeiter im Krankenhaus sei so etwas auf jeden Fall Gift. Der Gewerkschaftsvertreter ist der Meinung, dass die Krankenhausleitung hier ganz klar über das Ziel hinausgeschossen hat: „Während es andernorts gerade in Bezug auf die Sicherheit der Mitarbeiter nicht genügend Kontrollen gibt, setzt man hier leichtfertig Leute ein. Das sorgt für Polemiken.“
Verwaltungsdirektor Amhof versteht die große Aufregung nicht. Genauso wie auch in den Krankenhäuern von Bozen oder Meran sei es schlichtweg untersagt, Essen aus der Kantine mitzunehmen. Dass man dann ein einziges Mal Kontrollen durchgeführt habe, um jene zu maßregeln, die sich an die bestehenden Regeln nicht halten, findet er durchaus angebracht. Für überzogen hält er hingegen die laute Kritik an diesen Kontrollen. „Hier geht es um Kleinigkeiten“, sagt er. Ein Essen in der Mensa kostet dem Mitarbeiter drei Euro, darin inbegriffen ist freilich auch der Nachtisch. Aber gegessen wird am Tisch, so das Credo der Krankenhausleitung. Aus dem Restaurant nimmt man schließlich auch kein Essen mit nach Hause.
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Kommentare (23)
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stanislaus
Viel zu viele Bürokraten, die sich wegen ein paar Bananen aufregen, die beim bezahlten Mittagsmenü, als Nachspeise dabei sind… und am Patienten fehlen die Ärzte und Krankenpfleger.
meintag
In und auf den Krankenhausgelände herrscht Rauchverbot. Hier wäre Security gefragt und man könnte Angestellte UND Patienten und Besucher aussacklen.
meintag
Ich meinte Krankenhausgelände in allen Südtiroler Krankenhäuser. Hier hätten die Kontrollmänner einen Sinn. Kenne Schlanders, Meran und Bozen die Häuser habe aber noch nie Einen gesehen. Doch in Meran war die hausinterne Security selbst beim Rauchen.
sabine
Klingt irgendwie wie ein Aprilscherz, aber der erste April isch jo schun vorbei………