Der Millionen-Turm
Sexten soll ein markantes, neues Alpinzentrum bekommen: Warum die Meinungen darüber auseinander gehen. Und wer das alles bezahlen soll.
von Silke Hinterwaldner
Hans Peter Stauder wollte eigentlich für immer schweigen. Er hatte viele Jahre lang auf der harten Oppositionsbank im Gemeinderat von Sexten gesessen und sich nie davor gescheut, offen seine Meinung zu sagen. Auch wenn er wusste, dass er sich damit nicht immer Freude machte.
Aber dann hat er beschlossen, es gut sein zu lassen. Bei den Gemeindewahlen 2015 ist Hans Peter Stauder mit seiner Bürgerliste nicht mehr angetreten, er hat sich auch fest vorgenommen, sich nicht mehr einzumischen – auch wenn er manchmal die Zähne zusammenbeißen muss. Seitdem regiert in Sexten die SVP unangefochten.
Aber seit Hans Peter Stauder erfahren hat, dass die Gemeinde Sexten ein neues Haus der Berge bauen will, kann er nicht mehr still sein. „Das darf doch nicht wahr sein“, sagt er fassungslos, „die Gemeinde hat für kaum etwas ein paar Euro übrig, aber hier will man Millionen investieren. Dabei gäbe es wirklich Wichtigeres zu tun.“ So wartet etwa die Mittelschule in Innichen seit Jahren auf eine Finanzspritze, um endlich mit der Sanierung beginnen zu können.
Tatsächlich ist es so, dass die Gemeinde Sexten große Pläne hat. Genauer gesagt: Ursprünglich hatte der Tourismusverein in Sexten mit der Planung eines Alpinzentrums begonnen. Darin enthalten sein sollte eine Aussichtsplattform, der neue Sitz der Alpinschule, Skischule, Bergführer. Hinzu kommen sollten die so genannte Bergsteigermeile (eine Art Park), eine Erweiterung des Skikindergartens, ein neu gestalteter Musikpavillon und ein neuer Festplatz beim Kongresszentrum. Der Standort befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Haus Sexten, der Turm sollte gut einsehbar sein: eine Art neues Wahrzeichen für das Bergsteigerdorf Sexten. Das Projekt steht: Aus einem Wettbewerb ist jenes von Architekt Siegfried Delueg ausgewählt worden. Kostenpunkt: alles in allem drei Millionen Euro.
Aber der Tourismusverein kann und will nicht selbst bauen. „Dort“, sagt Bürgermeister Fritz Egarter mit einem Seufzer, „wünscht man sich, dass die Gemeinde baut. Aber die Finanzierung ist nicht ganz einfach.“ Der Bürgermeister ist in der Sache voll und ganz überzeugt: Ihm gefällt das Projekt, er ist der Ansicht, dass man durch den neuen Turm das Bergsteigerdorf Sexten noch besser herzeigen könnte.
Aber das Projekt bereitet ihm auch Sorgen. Am meisten Kopfzerbrechen verursacht die Finanzierbarkeit. Egarter; „Wir werden in den kommenden Jahren Prioritäten setzen müssen. Aber sicherlich werden wir auch noch einmal beim Landeshauptmann vorsprechen, um eventuell eine Sonderfinanzierung bekommen zu können.“ Sexten erhält über die Gemeindefinanzierung rund 650.000 Euro jährlich. Die Hälfte davon verschlingen Arbeiten für außerordentliche Instandhaltung. Da bleibt nicht besonders viel Spielraum für Neues. Aber es gibt auch noch einige Details zu klären – ob etwa die Straße oder der Standort für den Turm verschoben werden sollte. Trotzdem: Bereits im Jubiläumsjahr 2019 möchte Sexten zumindest teilweise mit den Arbeiten beginnen – etwa mit der Umsetzung der Bergsteigermeile.
Bürgermeister Egarter ist überzeugt davon, dass den Sextnern das Haus der Berge gefällt. Hans Peter Stauder aber nimmt die Stimmung ganz anders wahr. Er sagt: „Die Bevölkerung ist in heller Aufregung. Das alles ist ein riesengroßer Blödsinn. Wer sich in Sexten die Berge ansehen will, braucht dafür kein Alpinzentrum. Es reicht aus dem Fenster zu sehen oder ein paar Schritte zu gehen, um einen wunderbaren Blick auf die Sextner Sonnenuhr zu haben.“
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Kommentare (5)
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george
Hans Peter Stauder hat recht, wenn er die das so sieht. Die Überheblichkeit der Gemeinde gößen, die am Übermaß kein Maß mehr erkennen und jede ökovalente Sicht verloren haben, werden irgendwann noch einmal die Gemeinde in den finanziellen Abgrund fahren.
george
Meine Tastatur scheint zur Zeit zu streiken. Hier nochmal in korrekter Form: Hans Peter Stauder hat recht, wenn er das so sieht. Die Überheblichkeit der Gemeindegrößen, die am Übermaß kein Maß mehr erkennen und darin auch jegliche ökovalente Sicht verloren haben, werden irgendwann noch einmal die Gemeinde in den finanziellen Abgrund fahren.