„Das Kreuz hält den Blick offen“
Bischof Ivo Muser am Karfreitag: „Das Kreuz mahnt uns, für die Menschenrechte die Stimme zu erheben.“
Im Bozner Dom hat Bischof Ivo Muser am Karfreitag die Feier vom Leiden und Sterben Christi begangen.
Dabei hat der Bischof vom Kreuz als Mahnzeichen gegen Verletzungen von Menschenwürde und Menschenrechten gesprochen und darauf hingewiesen, dass das Kreuz auch in der heutigen Gesellschaft seinen Platz im öffentlichen Raum haben kann.
Zur Todesstunde Christi, um 15 Uhr, hat Bischof Muser mit den Gläubigen einen Wortgottesdienst gefeiert, bei dem des Leidens und Sterbens Jesus Christus gedacht worden ist.
Nach dem schweigenden Einzug haben sich der Bischof und seine Konzelebranten auf dem Boden vor dem Altar niedergelegt. Nach den Lesungen, deren Höhepunkt die Leidensgeschichte nach dem Johannesevangelium war, wurden die großen Fürbitten des Karfreitags, das älteste Fürbittgebet der Liturgie, gesprochen.
Am Karfreitag steht das Kreuz des Erlösers mit der Kreuzverehrung im Mittelpunkt.
Das Kreuz stellte Bischof Muser auch in das Zentrum seiner Predigt. Der Kreuzestod, den Jesus erlitten hat, galt in der antiken Welt als die grausamste und entwürdigendste Todesstrafe, die nur Sklaven und nichtrömische Schwerverbrecher treffen konnte. „Gerade dieser Verbrechertod zeigt vielmehr die letzte Konsequenz des Lebens Jesu. Er war der Mensch für die anderen und er starb für die anderen“, sagte der Bischof.
Muser führte einige Gründe an, weshalb das Kreuz auch im öffentlichen Raum unserer Gesellschaft einen Platz haben kann:
„Im Klassenzimmer wie im Gerichtssaal gibt es Beurteilungen und Urteile – das Kreuz hält den Blick offen, dass solch menschliche Entscheidungen keine letztgültigen sind. Es entlastet und relativiert zugleich. Das Kreuz im Krankenzimmer, in dem sich oft unerbittlich die Sinnfrage stellt, steht als Garant einer letzten Hoffnung, denn beim Kreuz ist auch die Auferstehung.
Durch das Kreuz wird deutlich, dass hier Menschen wirken, die sich unter Gott wissen und sich selbst nicht zum Maß der Dinge erheben. Auch für Andersgläubige, denen Christen immer mit großem Respekt begegnen, kann sich so eine gemeinsame Basis des Vertrauens ergeben, die für das Zusammenleben sehr wichtig ist.“
Der Bischof sprach aber auch Verbrechen an, die im Namen des Kreuzes geschehen:
„An diesem Karfreitag geben wir es als Christen betroffen zu: Menschenrechte wurden verletzt und das Kreuz wurde auch missbraucht als Symbol der Macht von Menschen über Menschen. Aber der Gekreuzigte selbst und seine Botschaft der Gewaltlosigkeit sind für immer eine bleibende Anklage gegen den Missbrauch des Kreuzes – vor allem gegen den christlichen Missbrauch des Kreuzes in Geschichte und Gegenwart.“
Schließlich betonte Bischof Muser, dass das Kreuz auch als Zeichen der Mahnung verstanden werden müsse:
„Es mahnt uns, dass wir uns nie mit dem Leid Unschuldiger abfinden, sondern dass wir entschieden gegen Verletzungen von Menschenwürde und Menschenrechten unsere christliche Stimme erheben. Das Kreuz ist immer auch der christliche Protest gegen die wachsende Unempfindlichkeit gegenüber allen Nicht-Siegern in unserer Gesellschaft und gegen die Verdrängung und Tabuisierung von Leiden und Tod.“
Ähnliche Artikel
Kommentare (4)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
pingoballino1955
Sind, mit Absicht vertuschte Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche keine Menschenrechte ?Was sagen sie zu den neuen Fällen in der Schweiz,VERTUSCHT sogar vom Bischof und Konsorten.Lesen sie die Neue Zürcher Zeitung,dann sind sie schlauer,bevor sie so scheinheilig daherreden!!!! Entsetzlich EURE HEUCHELEI!!!!!!