Auch Hunde beißen zu
Längst nicht alle gerissenen Wildtiere gehen auf das Konto von Wölfen. Häufig sind ausgebüxte Hunde die „Täter“. Die Vinschger Jägerschaft fordert daher dazu auf, die Vierbeiner anzuleinen.
von Karin Gamper
Beinahe täglich kursieren derzeit Meldungen und Fotos von grausamst gerissenen Wildtieren. Doch ist es tatsächlich immer der Wolf, der für das Massaker verantwortlich ist?
„Nein“, sagt Landesjägermeister Berthold Marx, „es ist nicht immer der Wolf“. Im Gegenteil: es häufen sich auch im Vinschgau die Fälle von streunenden Hunden, die Jagd auf Wild machen. Aktuell sind am Sonnenberg bei Kastelbell drei (Hof)-Hunde unterwegs, die großen Schaden anrichten. Aber auch Taufers im Münstertal hat ein Problem mit frei laufenden Hunden. So rufen die dortigen Jäger in der März-Ausgabe des Gemeindeblatts die Hundebesitzer dazu auf, ihre Vierbeiner anzuleinen.
Für Berthold Marx absolut nachvollziehbar: „Manche Zahlen stimmen bedenklich“, sagt er, „rund 40.000 Hunde soll es in unserem Land geben, und jährlich steigt ihre Zahl beträchtlich an. Allerdings handelt es sich größtenteils um kleine Rassen, die vor allem in den Städten gehalten werden. Aber auch in unseren Revieren sind immer wieder Hunde anzutreffen, und oft genug befinden sie sich nicht in der Obhut ihrer Besitzer.“
Für das Wild kann dies lebensbedrohlich sein. Gerade heuer nach diesem harten Winter sind die Wildtiere geschwächt und damit leichte Beute. „Ein freilaufender Hund, der auf ein geschwächtes Wildtier stößt, wird in der Regel seinem Jagdtrieb folgen. Und hat ein Hund erst einmal erfolgreich ein Stück Wild gehetzt, dann wird er es wahrscheinlich öfter probieren“, weiß Marx. Allein seit Jahresbeginn haben die Südtiroler Jagdaufseher landesweit 80 gerissene Wildtiere gefunden. Bei 24 davon waren „die Täter“ eindeutig ein oder mehrere Hunde. Weitere 223 Wildtiere sind seit Januar durch Straßenunfälle zu Tode gekommen. Marx bittet daher um mehr Rücksichtnahme auf das Wild.
„Gerade die Zeit zwischen März und Juni ist für das Wild die heikelste Phase“, sagt der Kastelbeller Jagdaufseher Paul Gassebner. Das bisschen Energie, das die Tiere noch haben, fließe bei tragenden Tieren in den Fötus und ansonsten in die Geweihbildung. Eine Hetzjagd durch einen Hund sei in diesem Zustand lebensbedrohlich, die Tiere zudem leichte Beute.
Hundehalter, die ihren Vierbeiner nicht anleinen bzw. nicht im Auge behalten, müssen mit Geldstrafen rechnen. 100 Euro sind es bei einem streunenden Hund, richtig teuer wird es, wenn der Riss eines Wildtieres nachgewiesen werden kann. Denn dann kommt der Gesetzesparagraph Tierquälerei zur Anwendung.
Doch lieber setzen die Jagdaufseher auf Aufklärung. Gassebner: „Häufig ist es den Hundehaltern auch gar nicht bewusst, welchen Schaden ihr Tier anrichten kann. Wir versuchen daher zu sensibilisieren“.
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