Jungbauer unter Druck
Der hoch gelobte Erstling von Hubert Chaurel „Petit Paysan“ ist ein überraschender Film.
von Renate Mumelter
Pierre ist mit seinen 35 Jahren noch Jungbauer. Er hat 26 Milchkühe, alles gesunde Holstein-Friesian, sogenannte Schwarzbunte. Pierre versorgt seinen Hof allein, den Tagesrhythmus geben die Tiere vor, aber das bereitet ihm keine Probleme. Auch dass seine Eltern mit wachem Auge am Hof leben, kann er verkraften. Dass sie ihm die junge Bäckerin andrehen wollen, stört ihn schon eher.
Obwohl er gegen Angelique selbst nicht viel einzuwenden hätte wie sein akkurates Styling für ein gemeinsames Essen zeigt. Pierres Probleme beginnen, als eine der Kühe erkrankt. Er wird nervös, weil er befürchtet, es könne sich um jene Virusinfektion handeln, die vereinzelt auftritt und fatale Folgen hat. Ist die Krankheit im Stall, muss notgeschlachtet werden.
Pierre fürchtet um seine Existenz, außerdem mag er seine Tiere, und deshalb sucht er nach unkonventionellen Lösungen und verstrickt sich immer mehr. Das klingt nach düsterem Thriller, der Film ist aber kein düsterer Thriller sondern wesentlich mehr und vor allem Vieles zugleich.
Erfreulich und erstaunlich zunächst einmal, dass sich ein Spielfilm ernsthaft und fachkundig für die Viehwirtschaft interessiert. Regisseur Chaurel war selbst Jungbauer bis er zum Film wechselte. Das Filmhandwerk beherrscht er gut. „Petit Paysan“ bleibt spannend bleibt bis zum Schluss, ohne dass er auf Amüsantes und ein paar gelungene Lacher verzichtet. Das kommt fast schon der Quadratur des Kreises nahe.
Petit Paysan – Un eroe singolare (FR 2017), 84 Min., Regie: Hubert Chaurel, Bewertung: Eindeutig sehenswert
Was es sonst noch gibt: „Wir Kinder aus Bullerbü“ (FR, SA, SO Filmclub), „Die Reifeprüfung“ (MI, DO), „Mali Blues“ (MI Kulturzentrum Meran/o)
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