„Niemand zeigte Interesse“
Max Gruber vom Restaurant Kuppelwies in Ulten fand monatelang kein Personal – und sorgt jetzt mit einem Facebook-Eintrag für großes Aufsehen. Er ruft zu einem Umdenken in Südtirol auf.
Tageszeitung: Herr Gruber, Ihr Beitrag macht auf Facebook eine große Runde (siehe Auszug unten). Sie suchen bereits seit September vergeblich nach Personal?
Max Gruber: So ist es. Ich habe im Tal überall Anzeigen aufgehängt und landesweite Inserate geschalten. Doch niemand zeigte Interesse.
Ist die Konkurrenz zu groß? Oder wie erklären Sie sich das?
Ich denke, dass sich die Leute allgemein vom Gastgewerbe abwenden – aus welchen Gründen auch immer. Auf jeden Fall wird der Arbeitsbedarf immer größer und das Personal kommt nicht nach. Die Leute kommen aufgrund ihrer Vorurteile nicht einmal mehr, um sich vorzustellen und anzuhören, was wir alles bieten würden. Lieber haben sie samstags und sonntags immer frei. Oft hört man auch, dass man Kellner immer noch werden könne, wenn man nichts anderes findet. Der Beruf wird also nicht sehr geschätzt.
Neben dem vielen Zuspruch auf Ihren Beitrag gibt es denn auch Kritik: Viele sagen, dass die Mitarbeiter im Südtiroler Gastgewerbe früher einfach schlecht bezahlt wurden und keine guten Arbeitsbedingungen hatten. Demnach wolle sich heute niemand mehr das Gastgewerbe antun. Spielt das eine Rolle?
Ja, sicher. Schwarze Schafe gibt es in jeder Branche. Früher war der Arbeitsbedarf im Gastgewebe ordentlich gedeckt. Ich will niemandem auf den Fuß treten, aber die Betriebe konnten sich deshalb anderes leisten. Und die Leute denken heute nun einmal anders. Das Freizeitgastgewerbe ohne Saisonzeiten ist sicher nicht einfach, aber die Frage ist, ob man alle in den gleichen Topf schmeißen kann, obwohl es nur wenige schwarze Schafe gibt. In den Köpfen ist immer das „Früher“ drinnen, doch ich glaube, dass wir als Betriebe in der heutigen Zeit umdenken.
Mit dem Tourismus in Südtirol geht es ja unaufhaltsam aufwärts. Wird sich das Problem des Personalmangels in den nächsten Jahren laufend verschärfen, auch wenn es derzeit noch gelingt, Engpässe zu überbrücken?
Sicherlich. Es wird sich jeder einzelne Betrieb in Südtirol überlegen müssen, inwieweit er seine Arbeit den heutigen Anforderungen anpassen kann. Kann ich mir die Sechs-Tage-Woche noch leisten? Ein einziger freier Tag reicht nur dafür aus, sich auszuruhen, damit man die Arbeit wieder schafft. Die Leute wollen das nicht mehr, sie wollen nicht 40 Jahre nur arbeiten, sondern nebenbei auch noch ein Leben haben. Deshalb muss man ausreichend Freizeit ermöglichen. Jeder sollte sich diesen Gedanken machen, damit das Gastgewerbe interessanter wird.
Interview: Heinrich Schwarz
LESEN SIE IN DER DONNERSTAG-AUSGABE DER TAGESZEITUNG DAS VOLLSTÄNDIGE INTERVIEW:
– Warum es für Max Gruber doch noch ein Happy End gab
– Was er für seinen Betrieb plant
– Was er zur Frage nach mehr ausländischem Personal sagt
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