Kino extrem
„Der seidene Faden“ von Paul Th. Anderson tut so als wäre er ganz harmlos. Ist er aber nicht.
von Renate Mumelter
Erzählt wird eine Geschichte aus den 1950er Jahren. In deren Mittelpunkt stehen der Schneider und Modeschöpfer Woodcock und dessen Gefährtin Alma. „Was wir durchgemacht haben, hat sich gelohnt“, heißt es gleich am Anfang. Gemeint ist damit schlicht das Nähen eines Kleides. Und die Irritation beginnt. Woodcock, der als Genie herüberkommt, trifft auf eine junge Frau mit Mädchenlächeln und dem Mädchenstimmchen und nimmt sie mit zu sich. Die Irritation geht weiter. Woodcocks Schwester ist eine strenge Perlenkettendame ohne weitere Facetten. Und die Irritation bleibt.
Das alles wird in 130 Minuten äußerst langsam erzählt, während im Hintergrund jene Stellen, die es erfordern mit einer Filmmusik unterlegt werden, die über das Ziel hinausschießt. Eine Mischung, die provoziert. Und doch ist es nicht besonders schwierig dranzubleiben, diese ungewöhnliche Kinostimmung wirken zu lassen.
Was Paul Th. Anderson erzählt ist schlüssig und gleichzeitig so diskutabel wie Behauptung, wohldosierte Giftpilze könnten die eigene Welt verändern. Anderson selbst hat für den Film Drehbuch, Kamera und Regie gemacht. Daniel Day-Lewis glänzt in seiner angeblich letzten Rolle und Vicky Krieps lässt sich nicht über den Haufen spielen.
Phantom Thread (Der seidene Faden), 130 Min., USA 2017. Regie: Paul Thomas Anderson. Bewertung: Verstörend, lohnend
Was es sonst noch gibt: Sarah Born (Meran) mit „Lina“ heute SA Filmtreff Kaltern, „Visage Village“ von Agnès Varda (MI, DO Female Views Filmclub), „Lady Bird“ (Filmclub SA, SO 16h)
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