„Schießen, schaufeln, schweigen“
Der scheidende SVP-Senator Hans Berger über die Informationsveranstaltung zum Thema Wolf in Lana und welche Lösung er für die beste hält.
TAGESZEITUNG Online: Herr Berger, Sie waren einer der Podiumsgäste bei der Großraubtier-Veranstaltung in Lana. Wie haben Sie diese erlebt?
Hans Berger: Der Saal war übervoll und die Diskussion sehr spannungsbeladen und emotional; sie konnte jedoch in geregelten Bahnen ablaufen. Das Thema ist bei der Landbevölkerung sehr gefühlt – im Gegensatz zur Stadtbevölkerung, wo die Sensibilität für die Bedrohung durch Wolf und Bär fehlt.
Das ist eine Folge der Verstädterung. Ich habe das auch bei meinen Kollegen Parlamentariern bemerkt. Erst als ich ihnen die Bilder von gerissenen Tieren gezeigt habe, hat sich die Stimmung verändert. Leider entscheiden die Politiker aber nach Wählerstimmen und die liegen in den Städten.
Was konkret kann Südtirol gegen die Bedrohung durch Bär und Wolf unternehmen?
Rom und Südtirol sind die Hände gebunden, solange Brüssel den Schutzstatus nicht aufweicht.
Wie kann sich die Landwirtschaft schützen?
Eine Möglichkeit sind Schutzhunde, die jedoch für uns nicht denkbar sind. Südtirol ist ein touristisches Gebiet mit Wander- und Fahrradwegen und diese Hunde attackieren nicht nur Wölfe, sondern auch Menschen, wenn sie als Bedrohung wahrgenommen werden.
Bleiben also nur Zäune?
Ja, wobei es sehr aufwändig ist, die weitläufigen Almgebiete einzuzäunen. Hier braucht es ein Zusammenspiel zwischen den Almbewirtschaftern und dem Land, das hierfür Beiträge vorsehen muss. Zudem müssen die Zäune hoch genug sein. Die einzige wirkliche Lösung ist jedoch meiner Meinung nach eine Regulierung wie in Skandinavien, wo überzählige Wölfe abgeschossen werden.
Der Schweizer Referent Martin Keller hat bei der Veranstaltung in Lana von drei S gesprochen: schießen, schaufeln, schweigen. Was halten Sie davon?
Das wäre derzeit die einzige Lösung, die man als Politiker allerdings nicht empfehlen kann.
Was halten Sie von der Wolfspetition von Landesrat Arnold Schuler?
Es ist wichtig, dass Südtirol die Initiative ergreift. Das Land braucht jedoch Partner wie Bayern oder andere italienische Regionen, die zunehmend ebenfalls mit dem Wolf zu kämpfen haben. Auch der Tourismus ist aufgerufen sich mit den Bauern zu verbinden, da auch für den Fremdenverkehr einiges auf dem Spiel steht.
Sie stammen aus Rein in Taufers. Gab es auch dort Wolfsichtungen?
Noch nicht, aber das ist eine Frage der Zeit. Deshalb ist es wichtig, dass nach einer Lösung gesucht wird.
Interview: Karin Gamper
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Kommentare (28)
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andreas
Die 3 S werden doch jetzt schon angewandt.
Mittelfristig werden sowieso keine Bären oder Wölfe mehr rum sein und was die EU dazu sagt, ist egal.
prof
Anscheinend wurde es im Sarntal vor einiger Zeit bei einem Bär so gemacht.
Im denken und handeln sind die Sarner also doch Federführend bezw. Flinteführend.
george
Nicht der Wolf, sondern der Mensch ist dem Mensch der eigentliche Feind, solang er sein Gegenüber nicht anerkennt. Stimme einem erst kürzlich wieder gelesenen Zitat voll zu – homo homini lupus est.