„Ich bin obdachlos“
Obdachlosigkeit ist nicht nur männlich. Es gibt auch immer mehr Frauen ohne feste Bleibe. Maria ist eine von ihnen und erzählt, wie sie obdachlos wurde.
von Lisi Lang
Maria hat drei Kinder, eine befristete Arbeitsstelle, aber kein feste Bleibe. Seit zwei Monaten übernachtet die junge Mutter im Haus Margaret, einem Obdachlosenheim für Frauen, und versucht sich tagtäglich zurück in ein normales Leben zu kämpfen – aber dieser Weg ist nicht so einfach.
Die junge Südtirolerin hat schwere Monate und Jahre hinter sich. Die Scheidung von ihrem ehemaligen Mann, den Verlust ihrer eigenen Wohnung, die bisher unglückliche Suche nach einer neuen Bleibe. „Angefangen hat alles mit der Scheidung“, erzählt Maria. Nach fünf Ehejahren ist ihre Beziehung in die Brüche gegangen, eine Scheidung war die Folge. „Ich bin dann nach Meran gezogen und habe dort versucht neu anzufangen“, sagt Maria. Bis dahin sei alles relativ normal verlaufen. Sie teilte sich das Sorgerecht mit ihrem Ex-Mann, die Kinder besuchten ihre Mutter in regelmäßigen Abständen und sie ging einer Arbeit nach.
Plötzlich änderte sich die Situation der jungen Frau rapide. „Mein Vermieter sagte mir, dass er die Wohnung, in der ich wohnte, gerne verkaufen möchte und daher habe ich mir eine neue Wohnung gesucht. Ich habe in Bozen auch eine neue Bleibe gefunden und daher meine Wohnung in Meran gekündigt“, erklärt die dreifache Mutter. Es stellte sich allerdings heraus, dass Maria einem Mietbetrug, einer Abzocke, zum Opfer gefallen war. Jene Wohnung, die sie eigentlich beziehen wollte, stand plötzlich nicht mehr zur Verfügung – und die junge Frau stand von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts. „Ich wusste nicht wohin und wenn es das Haus Margaret nicht gegeben hätte, wäre ich auf der Straße gelandet“, erinnert sich Maria an die dunklen Stunden.
Obdachlosigkeit ist nicht nur männlich. Es gibt auch Frauen, die ohne feste Bleibe sind, darunter vermehrt junge Frauen. Im Haus Margaret in Bozen werden seit 20 Jahren obdachlose Frauen aufgenommen, betreut und begleitet – insgesamt waren es schon 1.050. Allein im Jahr 2017 waren neun von insgesamt 46 aufgenommenen Frauen unter 30 Jahre alt – elf von ihnen unter 40. „Wir wollen den Frauen ihr Selbstvertrauen und die oft verloren geglaubte Würde zurückgeben – nur wer sich sicher, geschützt und geschätzt fühlt, findet auch die Kraft, negative Erfahrungen hinter sich zu lassen und ein selbst bestimmtes Leben zu führen“, weiß Giulia Frasca, die Leiterin von Haus Margaret.
Im Obdachlosenheim fand Maria Zuflucht und eine Bleibe. Sie geht weiterhin ihrer Arbeit nach, allerdings ist die Suche nach einer neuen Wohnung alles andere als einfach. „Ich hatte bisher nur befristete Arbeitsverträge und die Nachfrage in Bozen ist einfach groß“, erklärt die Mutter ihre schwierige Situation. Derzeit habe sie zwar Aussicht auf eine Vollzeitstelle, sollte dies allerdings nicht klappen, sieht die junge Frau dunkle Zeiten auf sich zukommen. „Ich bin schwanger und wenn ich dann eine Arbeit und eine Wohnung suchen muss, wird es sicher nicht einfacher“, sagt Maria, die aber dennoch zuversichtlich bleiben will.
Obdachlosigkeit äußert sich bei Frauen anders als bei Männern. „Frauen versuchen viel weniger aufzufallen, pflegen und kleiden sich deswegen ordentlich und versuchen sich nicht anmerken zu lassen, dass sie kein Zuhause haben“, ist Frasca überzeugt.
Maria ist für die Hilfe und Unterstützung, die sie im Haus Margaret erfahren hat, sehr dankbar, vor allem, weil sie sich anderweitig häufig im Stich gelassen gefühlt hat: „Man wird nicht als Versager abgestempelt sondern bekommt Hilfe und erfährt Verständnis.“ Marias Verhältnis mit ihrer Mutter ist zerrüttet, bei Freunden hätte sie zwar unterkommen können, aber der Vermieter dieser Wohnungen ließ dies nicht zu. Das Haus Margaret war die letzte Zufluchtsmöglichkeit für Maria. „Natürlich war es eine Umstellung: Ich hatte einen Mann, Kinder, Familie, ein Haus – heute bin ich froh darüber, dass ich im Haus Margaret einen Schlafplatz gefunden habe“, beschreibt Maria ihre Situation.
Aus den bösen und abwertenden Sprüchen und Blicken voller Verachtung macht sich Maria wenig – ihr Arbeitgeber und auch einige gute Freunde wissen über ihre Situation Bescheid. „Diese vielen Menschen, die denken sich ein Urteil über mich bilden zu müssen, wissen eigentlich nichts über mich – nur sehr wenige Leute haben mir versucht zu helfen und daher ist es mir auch egal, was die Leute sagen“, kontert die junge Frau. Besonders nach der Scheidung hat sich Maria allein gelassen geführt. Niemand habe sie gefragt, wie es jetzt weitergeht, was sie tun wird und wo sie weitermacht. „Ich weiß auch von sehr vielen Männern, dass sie nach einer Scheidung auf der Straße gelandet sind – ich denke schon, dass man in einigen dieser Fälle etwas unternehmen hätte können“, betont Maria.
Ihre Kinder besucht die junge Mutter regelmäßig, allerdings sei es mehr als schwierig, den noch relativ kleinen Kinder ihre Situation zu schildern und ihnen zu erklären, warum sie Mami nicht besuchen können. „Ich hoffe vor allem ihretwegen, dass mein Leben bald wieder normal ist und ich aus dieser Spirale rauskomme“, gibt sich Maria kämpferisch.
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Kommentare (9)
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exodus
Ganz verstehe ich diese Frau Maria nicht. In ihrer Situation, geschieden, 3 kleine Kinder (die Pflicht des Exmannes für
die Kinder aufkommen?), keine Bleibe, keinen festen Arbeitsplatz, wohl auch keine Ausbildung und die Krönung wieder
schwanger. Bei allem Mitleid, wo bleibt der Verstand. Man kann nicht Gott und die Welt dafür verantwortlich machen wenn man in Schieflage kommt. Hauptbeschäftigung dieser Maria ist anscheinend Kinder ohne Zukunft in die Welt zu setzen. Nebenbei findet sie schon schwer einen Arbeitsplatz, geschweige als Schwangere, welch Arbeitgeber nimmt
sich unnötige Kosten für den Betrieb auf. Goggele, Goldie und Rambo Ihr könnt in diesem Fall nicht den Politikern den
Schwarzpeter unterschieben, das Flüchtlingsproblem betrifft andere Gesetze.
exodus
@goggile Ich kritisiere keine Einheimische, sondern stelle ihre unmögliche
Lebensweise fest, die großteils aus Selbstverschulden entsteht. Was die Romas betrifft, nachdem sie bei meinen Freunden eingebrochen sind, reagiere ich allergisch auf dieses Volk. Sie haben Recht, diese Leute werden
in unserer Provinz zu viel unterstützt! Können Sie was ändern?
@franz In Bezug auf Besitz-Einkommens-u. Wohnsitzerklärungen gewisser,
wohlhabender Südtiroler, kann man sich nur wundern, was da alles gebastelt und gelogen wird. Südtiroler mit Hotelbesitz im Ausland, persönlich geführt,
also muss man im Ausland leben, Wohnungsbesitz in Südtirol, als Erstwohnung deklariert, um Imi zu sparen. Mit Wohnsitz in Südtirol, wäre man
verpflichtet für Auslandseinkommen Steuern zu bezahlen, nicht der Fall. FindenSie das in Ordnung, dass somit 2 Staaten betrogen werden?
Sie schreiben von Wobi und immigrati, dabei sind unter unseren Landsleuten
die größten Betrüger, kein zuständiger Beamter oder Finanzer kontrolliert
diese Fälle. Zum Handkuss kommen immer die ehrlichen Steuerzahler.