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„Diesel-Verbote nicht ausgeschlossen“

Harald Reiterer, Koordinator der Landesinitiative „Green Mobility“, über das deutsche Diesel-Urteil, das nahende Ende der Verbrennungsmotoren, mögliche Fahrverbote in Südtirol – und über kostenlose Öffis.

Tageszeitung: Herr Reiterer, wie bewerten Sie das Urteil in Deutschland, wonach Städte und Gemeinden Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge einführen dürfen?

Harald Reiterer: Das Urteil ist grundsätzlich durchaus positiv, denn damit unterstreicht das Gericht das Recht der Menschen auf Gesundheit und saubere Luft. Bezeichnend ist, dass diese Erkenntnis nun definitiv auch das Autoland Deutschland erreicht hat, wo das Auto bisher als heilige Kuh galt und es im Grunde egal war, wenn mit den Emissionen von Verbrenner-Fahrzeugen anderen Menschen und der Allgemeinheit Schaden zugefügt wird. Schade ist nur, wenn es nun auch Menschen trifft, die im guten Glauben an den vermeintlich „sauberen“ Diesel ein solches Fahrzeug gekauft haben.

Ist die Zeit des Diesels so langsam vorbei?

Ja, so langsam naht das Ende. Sicher nicht abrupt von heute auf morgen, aber ein Ende – und zwar der Verbrennungsmotoren insgesamt – zeichnet sich ab. Die Zeit ist reif für einen Technologie-Sprung und eine Reihe von Ländern hat bereits ein Verbot für die Neuzulassung von Autos mit Verbrennungsmotor innerhalb der nächsten 15 Jahre ins Auge gefasst.

Wie entwickelt sich die Autoindustrie?

Die etablierten und vor allem europäischen Autohersteller haben bis jetzt enorme Summen mit Verbrennungsmotoren verdient, bei denen sie einen großen Know-how-Vorsprung haben. Deshalb haben sie das Abgas-Problem und auch die Elektromobilität, die technisch gesehen viel einfacher ist, lange Zeit ignoriert. Neue Akteure wie etwa Tesla wurden belächelt, bei den Abgaswerten wurde getrickst. Jetzt allerdings lacht niemand mehr und auch die etablierten Autohersteller nehmen – bis auf wenige Ausnahmen – das Thema Elektromobilität sehr ernst. Endlich wird viel Geld in die Forschung und Entwicklung von Elektrofahrzeugen investiert, sodass sich die Elektrofahrzeuge laufend verbessern.

Es wird aber wohl noch lange dauern, bis sich Elektroautos und andere Antriebe etablieren?

Ich glaube, dass die Umstellung auf Elektrofahrzeuge letztendlich viel schneller passieren wird, als von vielen erwartet. Bereits jetzt gibt es tolle Elektrofahrzeuge, die eine effektive (nicht nur theoretische!) Reichweite von 200 bis 300 Kilometern gewährleisten. Premium-Modelle sowie Brennstoffzellen-Fahrzeuge schaffen auch noch mehr. Das ist für den Alltag eigentlich völlig ausreichend und über Nacht kann man sein Batterie-Auto zu Hause wieder aufladen. Und wie oft fährt man wirklich längere Strecken, außer man ist Berufsfahrer? In der Regel ist das die Fahrt in den Urlaub und da kann man sich auch anders organisieren, indem man nach Möglichkeit etwa mit der Bahn fährt oder sein Auto für zwei Wochen mit jemandem tauscht. Auch bei den Kosten schaut es im Grunde nicht so schlecht aus: Elektroautos sind bei der Anschaffung zwar teurer, aber anschließend kann man viel Geld sparen.

Gehen Sie davon aus, dass die deutschen Städte sachte mit Verboten umgehen, um Pendler nicht zu schädigen?

Davon ist auszugehen, denn im Gerichtsurteil ist ausdrücklich festgehalten, dass Fahrverbote verhältnismäßig sein müssen.

Können Sie sich ein Diesel-Verbot auch in Südtirol vorstellen?

Auch Südtirol muss darauf achten, dass die Luft sauberer wird. Auch hier werden die Grenzwerte für Stickoxide überschritten und es drohen hohe Strafen vonseiten der EU. Deshalb sind Diesel-Verbote nicht ausgeschlossen. Allerdings wird bereits versucht, vor allem die Alternativen zu forcieren und den öffentlichen Nahverkehr und insbesondere die Bahn-Infrastrukturen auszubauen. Das ist notwendig, um den Bürgern eine gute Alternative zum Autoverkehr zu bieten. Zudem steckt in der Radmobilität noch viel Potential, etwa beim Pendeln mit E-Bikes auf dem Weg zur Arbeit. Allerdings wird man sich auch beim Tourismus etwas einfallen lassen müssen.

In Deutschland wird bereits über kostenlose öffentliche Verkehrsmittel diskutiert. Eine gute Idee?

Eine interessante Idee, die in Europa bereits in einigen Städten umgesetzt wird. Allerdings zeigen die Erfahrungen, dass das Angebot nicht besonders geschätzt wird, wenn es kostenlos ist. Fraglich ist auch, ob man damit wirklich die Autofahrer zum Umsteigen bewegen kann. Abgesehen davon bringen öffentliche Verkehrsmittel Kosten mit sich, die irgendwie abgedeckt werden müssen.

Auch für Südtirol denkbar?

Ich bin der Meinung, dass Mobilität grundsätzlich für die Nutzer auch etwas kosten darf. Hier in Südtirol sind die Tarife für Bus und Zug mit dem Südtirol Pass bereits ausgesprochen niedrig. Eine weitere Verbesserung der Qualität und ein Ausbau des Angebotes sind sicher die besseren Optionen.

Interview: Heinrich Schwarz

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (38)

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  • tiroler

    https://youtu.be/7vU-_BG9e2U

    Herr Reiteter, schauwn sie sich das video an bevor sie Unsinn verbreiten

  • tiroler

    Wer bezahlt eigentlich diesen Reiterer um so einen unsinn zu verbreiten?

  • george

    @tiroler
    Wahrscheinlich nicht Sie ‚tiroler‘, denn ihre Steuer schreiben Sie wahrscheinlich ab oder biegen diese auf andere um. 😀

  • leser

    lieber reiterer
    die zeit des verbrennungsmotors ist vorbei
    frage – wie verzichtest du auf verbrennungsmotoren in der industrie?
    frage – die umweltbelastung der autoabgase haben einen anteil von gerade einmal 7 bis 8 %, der rest entfällt auf industrie , aber über 60% der steuelast geht auf mobilität, wie bewertest du das?
    -frage- tesla baut umweltfreundliche autos und stellt umweltfreundliche batterien her, er betreibt raubbau im abbau von rohsteffen finanziert in erster linie durch staaten, wie siehst du da den umweltbeitrag?
    ein verbrennungsmotor produziert etwa 60% weniger schadstoffe in der herstellung desselben wie etwa ein elektroauto, die benötigte elektroenergie für das elektroauto kann nicht annähernd alternativ produziert werden, was meinst du dazu?
    – frage in deutschland versucht ein teil der politk ein dieselfahrverbot durchzudrücken und weiss, dass beispielsweise der benzinmotor wesentlich gefä#hrlichere schadstoffe produziert, das heisst in 3 jahren ist auch er dran, wie bewertest du dieses argument ?
    ein fahrvrbot wird rechtlich wahrscheinlich nicht durchsetzbar sein
    – der ausbau der öffentlichen strukturen für mobilität wird im besten falle einen teil der bevölkerung zu gute kommen, kann aber niemals das verkehrsproblem lösen, abgesehen, dass die kosten dafür vom steuerzahler getragen werden müssen, glaubst du , dass das problem damit gelöst wird?
    – frage ein jahresabo in südtirol kostet im schlechtesten falle etwa 600 euro im jahr, ein beispiel in der schweiz (wo wir das beste verkehrsnetz im bahn und busverkehr haben kostet ein komplettes jahresabo bis etwa 4.000 franken, wie wird man den bürger das in südtirol verkaufen?, denn momentan ist die öffentliche mobilität nur ein wahlzuckerle

    lieber herr reiterer mir ist es eigentlich egal welche interviews jemand zu bestimmten themen gibt, aber wenn du dich vertreter einer institution hergibst, dann erwartet man sich schon , dass man diese thematik mit einer bestimmten fachkompetenz beherrscht und auch zusammenhänge sorgfältig bewertet, denn immerhin machst du dich hier in einem öffentlichen blatt präsent und setzt aussagen, die einer bestimmten proffessionalität unterliegen sollten
    ich als laje und bürger fühle mich mit diesen aussagen eher irritiert und bin der meinung, dass dein hintergrundwissen zu einseitig und vor allem an eine bestimmte richtung orientiert ist

    auch eine landesinitiative hat die verpflichtung auf ehrliche und kompetente berichterstattung
    in diesem sine grüne grüsse

  • andreas

    @luca88
    Die Schwierigkeiten bei Elektroautos sind ganz andere.

    Einerseits die Akkus, da es zu wenig Lithium gibt, die momentanen Vorkommen reichen nicht mal um die Akkus
    für die Vorbestellungen des Tesla X3 herzustellen und andererseits, wie man das Problem des Landens löst.

    Die Tesla Supercharger haben z.B. eine Spitzenleistung von 145 KW, wo genau und in welchen Leitungen soll der Strom herkommen, wenn 5.000 gleichzeitig laden wollen? Die Infrastruktur gibt es momentan nicht.

    Auch wäre es dann bei einer Massenverbreitung wohl üblich, dass jeder am Abend, wenn er zwischen 18.00 – 19.00 Uhr nachhause kommt, den Wagen laden möchte.
    Mit 3,5 oder 6 KW ist da wenig getan, also bräuchte es eine höhere Leistung, dickere Kabel und dann müsste man es bei einem Mehrfamilienhaus noch multiplizieren.
    Die Spitzen in dieser Zeit wären enorm, das momentane Netz kann dies nicht annähernd liefern. Teilweise gibt es im Sommer ja schon Schwierigkeiten, wenn ein paar Klimaanlagen eingeschalten sind.

    Volvo gehört nebenbei einem Chinesen, welcher auch gerade 10% von Daimler gekauft hat, deshalb der Umstieg auf Elektro. China ist führend in der Umstellung auf Elektro, es wird vom Staat gefördert und sie wollen Weltmarktführer bei dieser Technologie werden bzw. sind sie es eigentlich schon.

    Es kommen auch die fehlenden Steuereinnahmen der Staaten hinzu, welche kompensiert werden müssten.

    So lange es keine neue effizientere Speichertechnologie gibt, die momentanen Akkus sind an ihrer physikalischen Grenze, die Infrastruktur gebaut ist und das Laden auf höchstens 15 Minuten verkürzt, wird der Verbrennungsmotor noch benötigt.

  • andreas

    @luca88
    Bei der Akkutechnologie täuscht du dich, die momentane ist an ihrer Grenze, da noch höhere Stromverdichtung nicht mehr beherrschbar ist.
    Bosch, der größte und innovativste Automobilzulieferer der Welt, ist gerade aus der Akkuforschung ausgestiegen, so wie Mercedes bei Tesla. Die Sache ist komplexer als man vermuten würde.
    Es wurde schon sehr viel Geld investiert, bahnbrechende Innovationen gab es in den letzten Jahren aber keine. Musk stellt auch nur mit Panasonic eine Fabrik hin, um herkömmliche Akkus zu bauen.
    Die 30 KW in 10 Stunden reichen bei einem Auto wohl nicht für 200 km und auch schadet es den 120 KW Akks, dauernd nur zu ca. 25% geladen zu werden.
    Wenn du dir jetzt im Urlaubsverkehr eine Tankstelle an der Autobahn ansiehst, wie möchtest du die Menge abfertigen? 15 Minuten für 80% wären vertretbar, dafür braucht es aber viele Ladestellen, 30 cm dicke Leitungen und ein Atomkraftwerk in der Nähe.

    Dass es Lithium gibt, weiß ich, nur dauert die Erschließung einige Jahre und momentan zahlt Tesla ein vielfaches vom Preis, welcher bei der Vorstellung des 3er Modells aktuell war, da verbrennt er eine Menge Geld.

    Der Verbrennungsmotor wird ersetzt werden, ich sehe Elektro bei Privatwagen aber trotzdem nur als Nischenprodukt und Übergangstechnologie.

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