Das Kinderherz-Wintercamp
Kinder mit angeborenem Herzfehler waren während eines Wintercamps in Ulten Probanden und Urlauber zugleich. Die Vereinigung Kinderherz organisierte das mit dem Team KidsTUMove der Technischen Universität München.
Ihr Handy wäre den Kindern eine Stunde am Tag erlaubt gewesen. Aber die kleinen Teilnehmer an Wintercamp verloren im Laufe der Woche immer mehr das Interesse daran.
Das Programm des Wintercamps war spannender. Organisiert wurde die weiße Woche für zehn herzkranke Kinder von der Vereinigung Kinderherz und der Expertengruppe KidsTUMove: Das Münchner Forschungsteam der Technischen Universität München wird von Prof. Renate Oberhoffer geleitet und verfolgt gleich zwei Ziele: Einerseits geht es darum herzkranke Kinder zu motivieren, Sport zu betreiben. Andererseits führen die Ärzte und medizinischen Techniker Test durch, um die Belastungen der herzkranken Kinder zu erfassen, um die Forschung voranzutreiben.
„Ich habe von den Sommercamps erfahren, die Doktor Oberhoffer seit zehn Jahren in München veranstaltet,“ sagt Ulrich Seitz. Warum sollte es hier in Südtirol nicht mal ein Wintercamp geben, fragte sich der Präsident der Vereinigung Kinderherz.
Die Leiterin von KidsTUMove, Renate Oberhoffer, fand die Idee gut, das in Ulten zu tun. Vor einigen Wochen verbrachte das Expertenteam mit zehn Teilnehmern die Wintercamp-Woche: Die Kinder waren zuvor ausgewählt worden, sodass sich das Team entsprechend vorbereiten konnte.
„Das ist für uns ein großer Gewinn zugunsten der Gesundheit und der Lebensqualität der Kinder,“ meint Präsident Seitz. Zwar gibt es längst eine Zusammenarbeit der Vereinigung Kinderherz mit den Herzspezialisten in München, sowohl mit der Universitätsklinik als auch mit dem Deutschen Herzzentrum. Aber mit KidsTUMove geht es einmal nicht um medizinische Engriffe im Ernstfall, sondern um die Verbesserung der Lebensqualität von Kindern.
Extreme Kälte und die beachtliche Höhe von bis über 2.000 Metern, auf der das Skigebiet Schwemmalm liegt, sind verhärtete Rahmenbedingungen für körperliche Belastung. Die Kinder wurden durchgehend betreut – und sie wurden gefordert, an ihre eigenen physischen Grenzen zu gehen. Beim Skifahren, Rodeln und Langlaufen in der Gruppe half der Spaß in der Gruppe die eigenen Ängste zu überwinden. Und die Motivation zu bekommen, auch in Schnee und Kälte aktiv zu sein.
„Leider ist Sport den Kindern im Alltag nicht immer möglich,“ so Vorstandsmitglied Christian Parteli, dem besonders ein Dank für die großartige ehrenamtliche Arbeit gebührt.. Aus Sportgruppen, für die es ein ärztliches Zeugnis braucht, werden herzkranke Kinder in der Regel ausgeschlossen. Nur selten übernehmen Trainer die Verantwortung, dass ein Kind mit seinen Freunden weiterhin Skifahren, Fußball oder Eishockey spielen darf. Das schränkt die Lebensqualität der herzkranken Kinder mächtig ein – und isoliert sie von ihren Freunden, mit denen sie bisher den Sport gemeinsam gemacht haben. Und es nimmt an Selbstvertrauen, so Ulrich Seitz.
Nicht nur das Strahlen, auch der Stolz der kleinen Teilnehmer am Abend nach einem Skitag im Wintercamp ermutigte das Team KidsTUMove in Ulten zu weiteren Programmen: Die Kinder machten einen Langlaufkurs, sie nahmen an Rettungsübungen teil, die der Extrembergsteiger Nikolaus Gruber mit ihnen durchführte.
Aufatmen und große Dankbarkeit gibt es auch bei den Eltern: Sie kennen den Gesundheitszustand ihres Kindes zwar am besten, aber es ist auch für sie im Alltag manchmal nicht einfach zu unterscheiden, ob ihr herzkrankes Kind sich nicht gut fühlt oder ob es einfach nur bockt, wenn sie mit der Familie einen Ausflug machen wollen.
Im Wintercamp haben die Kinder selbst erfahren, wo genau ihre eigenen Belastungsgrenzen sind – das gibt ihnen Sicherheit und Selbstvertrauen und nicht zuletzt Motivation, auch nach dem Wintercamp mehr Wintersport zu betreiben.
Mediziner rieten früher von sportlichen Aktivitäten ab. Dank des Fortschritts in der Forschung weiß man, dass Sport die kardiologischen Patienten stärkt und gesunder sein lässt, wenn sie im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten sportlich aktiv sind.
In Ulten waren die zehn kleinen Patienten Probanden dieser Forschung – und zugleich Schüler, die über ihre eigenen Möglichkeiten mehr erfahren konnten.
Unterstützt wurde das Wintercamp von vielen Ultnern. Hildegard Wenin verwöhnte die Gruppe in ihrem Hotel Pankrazer Hof in St. Pankraz und sorgte auch mit Extrabedarf für die Verpflegung des ganzen Teams. Der Schulsprengel stellte die Turnhalle für das Trockentraining zur Verfügung, Paris Ultenreisen fuhr die Kinder im Shuttlebus, die Schwemmalm AG machte eine Spende und stellte die abwechslungsreichen gewarteten Pisten zur Verfügung, die Skischule Ulten organisierte die Kurse, der Skiverleih rent and go die Ausrüstung.
„Das Wintercamp ist ein voller Erfolg geworden“, so Ulrich Seitz. Die Ergebnisse der medizinischen Tests fließen in die kinder-kardio Forschung ein. Zehn herzkranke Kinder haben viel gelernt, um ihre Lebensqualität zu verbessern.
„Wir sind sehr zuversichtlich dass es wieder ein Wintercamp geben wird“, sagt Präsident Ulrich Seitz von der Vereinigung Kinderherz.
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