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„Wehren wir uns“

Hans Benedikter

Der ehemalige SVP-Kammerabgeordnete Hans Benedikter rechnet mit seiner Partei ab – und kündigt an, weiß zu wählen.

Von 1972 bis 1992 saß Hans Benedikter für die SVP in der römischen Abgeordnetenkammer.

Zuvor war der JG-Chef.

Jetzt nennt der Polit-Pensionist Hans Benedikter seine Partei die „Flughafen-SVP“, die sich längst vom Kurs der großen Autonomie-Kämpfer um Silvius Magnago abgewandt und dem PD um den Hals geworfen habe.

Und nun kündigt Hans Benedikter an: Auch er werde am Sonntag weiß wählen.

TAGESZEITUNG Online: Herr Benedikter, Sie sprechen von einem „antidemokratisches Gesetz mit riesigen Hürden“. Warum?

Hans Benedikter: Es gibt bei dieser „Wahl“ viele Gründe, gegen die vielen Halbwahrheiten, Verdrehungen und Täuschungs-Tricks der Flughafen-Partei SVP zu protestieren. Schon beim Flughafen-Referendum wollte man die Südtiroler hinters Licht führen. Durch das antidemokratische Wahlgesetz und den Wahlpakt mit dem PD sind alle SVP-Kandidaten automatisch „gewählt.“ Es gibt keine Vorzugsstimmen. Der politische Schacher hat erneut für eine unüberwindliche Wahlhürde von 20 Prozent in der Region – das sind in Südtirol 40 Prozent – gesorgt. Auch gemeinsam wäre die Opposition chancenlos.

Was halten Sie vom Pakt der SVP mit dem PD?

Der politische Kuhhandel mit dem PD Renzis erweist sich für die deutsche Wählerschaft des Wahlkreises Bozen-Unterland als wahrer Pferdefuß. Zu den zwei PD-Kandidaten zählt auch Elena Boschi. Auch sie wird massiv mitunterstützt und scheint im Wahlkreis Bozen auf dem gleichen Stimmzettel auf. Automatisch wird sie mitgewählt, auch wenn man sie gar nicht wählen will. Im SVP-Propaganda-Blatt „ZIS“ verschweigt man das bewusst. Man merkt die Absicht und man ist verstimmt...

Sie sind von Boschi nicht begeistert?

Bei Vorstellungsrunden mit wichtigen Exponenten dieser Gebiete hat die SVP-Führung den angeblichen Autonomie-Einsatz Boschis angepriesen – propagandistisch befeuert von einem ganzseitigen „Interview“ in den „Dolomiten.“ Boschi hat 2014 den Sonderautonomien den Kampf angesagt – und auf Protest hin eilig dementiert. Ein Jahr später arbeitete sie für Renzi den extrem zentralistischen Verfassungsentwurf aus und zeigte damit erneut ihre Gesinnung. Die SVP sekundierte eifrig, während sie zehn Jahre zuvor zum ähnlich zentralistischen Entwurf Berlusconis noch aus prinzipiellen Gründen strikt Nein gesagt hatte. Die italienischen Wähler verwarfen das zentralistische Projekt entschieden.

Sie wählen am Sonntag dennoch SVP?

Die SVP hat sich auch auf anderen wichtigen Gebieten vom Kurs der großen Autonomie-Kämpfer Magnago, Brugger, Riz und Alfons Benedikter entfernt und einst unerschütterliche Grundsätze aufgegeben. Aus all diesen Gründen werde ich und viele andere enttäuschte Wähler ein sichtbares Zeichen des Protestes setzen und weiß“ wählen. Weiße Stimmzettel werden bei der Stimmenauszählung eigens angegeben. Sie sind daher ein gutes Mittel, sein Missfallen gegen die Aufgabe von Prinzipien zum Ausdruck zu bringen. Riesige Wahlhürden schnüren der Demokratie die Luft ab. Einer seriösen Partei ist dies unwürdig. Wehren wir uns!

Interview: Artur Oberhofer

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