Die arbeitenden Armen

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16 Prozent der Arbeitnehmerfamilien mit nur einem Lohneinkommen leben in Südtirol an der Armutsgrenze. Wofür das Geld fehlt.
von Lisi Lang
Beim Thema Armut denkt man häufig an Arbeitslosigkeit oder an Mindestrentner. Eine neue Analyse des AFI zeigt aber, dass eine Vielzahl der Menschen, die armutsgefährdet sind, einem Beruf nachgehen: 16 Prozent der Arbeitnehmerfamilien mit nur einem Lohneinkommen leben in Südtirol an der Armutsgrenze. Das sind insgesamt 23.000 armutsgefährdete Haushalte. „Trotz des boomenden Arbeitsmarktes und des optimistischen Stimmungsbildes in allen Wirtschaftsbereichen landet der in Südtirol geschaffene Wohlstand noch nicht in den Taschen aller Arbeitnehmer“, stellt AFI-Vizedirektorin Silvia Vogliotti fest. Eine Gruppierung werde dabei leider vergessen: „Man spricht von Arbeitslosigkeit und anderen finanziellen Schwierigkeiten, aber vergisst, tiefer hinter die Kulissen zu schauen“, ergänzt Friedl Brancalion, AFI-Forschungsmitarbeiter.
Man spricht in diesem Zusammenhang von den working poor, von Erwerbstätigen, deren Einkommen an der Armutsschwelle liegt. Den working poor fehlt das Geld für die notwendigsten Dinge. „Armutsgefährdete Arbeitnehmer in Südtirol tun sich schwer, die notwendigsten Ausgaben für ein würdiges Leben aufzubringen“, erklärt Friedl Brancalion. Einmal pro Jahr in den Urlaub zu fahren, können sich mehr als 40 Prozent dieser Familien nicht leisten, für knapp 40 Prozent sind Ausgaben von mehr als 1.000 Euro fast unmöglich. Selbst eine neue Waschmaschine ist für drei Prozent der armutsgefährdeten Familien nicht drin. „19 Prozent können sich eine vollwertige Mahlzeit nur alle zwei Tage leisten“, ergänzt Brancalion. Haushaltsplanung finde kaum statt, weil sich diese Familien keine Geldmittel für Notfälle zurücklegen können.
Die Gründen und Ursachen der sog. Arbeitsarmut sind vielseitig. „Risikofaktoren sind auch in Südtirol der Anteil arbeitender Familienmitglieder, Bildungsniveau, Kinderzahl und Migrationshintergrund. Jobs in Branchen mit prekären Arbeitsverhältnissen, schlechtbezahlte Jobs oder Jobs mit geringer Qualifikation sind Katalysatoren für die Armut von Beschäftigten und ihrer Familien“, fasst Friedl Brancalion die strukturellen Ursachen der Arbeitsarmut zusammen.
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