Mehr Zeit für Kinder
Die Familie ist den SüdtirolerInnen sehr wichtig. Und immer mehr Väter wären bereit, in Teilzeit zu arbeiten.
von Sabine Kerschbaumer
„Der Trend der Südtiroler Familie ist positiv, wir sind gut unterwegs“, sagt Landesrätin Waltraud Deeg. „In den letzten Jahren hat sich aber so einiges geändert.“
Gestern wurde die erste Südtiroler Familienstudie vorgestellt: Es wurden unterschiedliche Aspekte des Familienlebens wie Wohnungs – und Einkommenssituationen sowie Einstellungen in Bezug auf Familie, Ehe und auch Vereinbarkeit von Familie und Beruf vertieft.
„Bisher wurden die Familien in Südtirol nur in Teilstudien erfasst, jetzt können sie als Ganzes betrachtet werden“, erklärte Landesrätin Waltraud Deeg. Die Erhebung wurde vom Landesstatistikinstitut ASTAT in Zusammenarbeit mit der Familienagentur des Landes und dem Familienbeirat durchgeführt.
Bei einer Umfrage im Jahr 2006 äußerten bereits 20 Prozent der befragten Männer den Wunsch in Teilzeit zu arbeiten, um mehr Zeit für die Kinder zu haben. 2016 war es schon die Hälfte, erklärt ASTAT-Mitarbeiterin Irene Ausserbrunner. „Warum das bei vielen nur ein Wunsch blieb, hat mehrere Gründe“, weiß die Statistikerin. „Sehr oft war der höhere Einkommensverlust ausschlaggebend, der entstehen würde, wenn der Mann die Arbeitszeit reduziert.“ 2006 haben 7 Prozent der Männer um eine Elternzeit angesucht, 2016 waren es bereits 15 Prozent.
In Südtirol steht die Familie an sehr hoher Stelle, wenn es um die Wichtigkeit von Lebensbereichen geht: 78,5 Prozent der Befragten gaben an, dass die Familie nach der Gesundheit auf dem zweiten Platz steht. Auch gaben 82,7 Prozent der Befragten an, dass sie nach der Geburt ihrer Kinder glücklicher waren als vorher.
„Im Schnitt wünschen sich junge Südtiroler Paare 2,2 Kinder“, erklärt die Familienlandesrätin. „Die Realität sieht aber oft anders aus. 2016 lag die Kinderzahl pro Frau bei 1,7 Kindern.“ Oft seien es die finanziellen Mittel, die Paare bei der Kinderplanung einschränken würden. Im Rahmen der Studie gaben 50,2 Prozent der Befragten an, dass es schwierig geworden sei, das Familienleben mit der Arbeit zu vereinbaren. An diesem Punkt müsse in der nächsten Zeit noch gearbeitet werden, betont Carmen Plaseller, die geschäftsführende Direktorin der Familienagentur: „Es gibt den Wunsch nach Familie, der soll auch unterstützt werden.“
Schaut man in die Familien hinein, zeigt sich, dass die Erziehung der Kinder auch heutzutage noch hauptsächlich von den Frauen übernommen wird, erklärt Irene Ausserbrunner. Aus diesem Grund stellt die Geburt eines Kindes für die Frauen ein Wendepunkt in der Karriere dar. 65,7 Prozent der befragten Frauen arbeiten in Teilzeit, sobald sie Kinder haben. Bei den Männern bleibt die Arbeitszeit etwa gleich hoch.
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