Vernetzte Ärzte
Gerade im Pustertal ist es vielerorts nicht einfach, einen Hausarzt in der Nähe zu finden. Warum jetzt erste Gemeinschaftspraxen entstehen und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben.
von Silke Hinterwaldner
Vor fast zwei Jahren hat Alex Mitterhofer Bruneck den Rücken gekehrt. Genauer gesagt: Der Leiter der Sportmedizin am Krankenhaus hat einen Schritt zurück gemacht und sich entschieden, Hausarzt in Ehrenburg zu werden.
Anfang Jänner hat er nun wieder einen neuen Schritt gesetzt: Mitterhofer hat ein zweites Ambulatorium in Bruneck eröffnet, es ist dies so etwas wie die erste echte Gemeinschaftspraxis im Pustertal. In dieser Praxis findet sich Hausarzt Mitterhofer zusammen mit dem Orthopäden Carlo Sacchi und Siegfried Weger, Facharzt für Innere Medizin. Nebenbei: Im Zieglauer-Haus in Bruneck finden sich noch weitere Praxen.
Zunächst hatte Alex Mitterhofer in Ehrenburg als Hausarzt knapp 800 Patienten zugewiesen bekommen. Weil aber im Pustertal notorisch Mangel an Allgemeinmedizinern herrscht, strömten nach der Öffnung der Sprengelgrenzen unzählige zusätzliche Patienten aus dem Raum Bruneck nach Ehrenburg. Gleichzeitig aber waren diese Patienten gar nicht glücklich darüber, immer den weiten Weg in die Praxis nach Ehrenburg auf sich nehmen zu müssen. „Damit diese Patienten“, sagt Alex Mitterhofer, „nicht extra nach Ehrenburg kommen müssen, nur um den Blutdruck zu messen oder ein Rezept zu bekommen, habe ich mich für ein zweites Ambulatorium entschieden.“ Dazu kommt: In Zukunft sollen die Hausärzte eine Art Mietzuschuss für ihre Praxen bekommen, dies um die finanzielle Belastung für die Ärzte selbst abzufedern.
Der Vorteil dieses Modells von Gemeinschaftspraxis: Die Fixkosten können gedrittelt werden und die Patienten können bei Bedarf und natürlich auf freiwilliger Basis den Facharzt nebenan konsultieren.
Das Prinzip von Gemeinschaftspraxen schwebt dem Sanitätsbetrieb schon lange vor. Trotzdem gibt es gerade im Osten des Landes kaum Hausärzte oder Fachärzte, die sich für ein solches Modell entschieden haben. Der Grund liegt auf der Hand: Während es in größeren Städten mit vielen Einwohnern kurze Wege gibt, ist es im ländlichen Gebiet wichtiger, auch die Peripherie medizinisch gut zu versorgen. „Auf dem Land“, sagt denn auch Hausarzt Mitterhofer, „ist das nicht ganz einfach.“ Mittelfristig bleibt dies trotzdem das angestrebte Ziel (siehe auch nebenstehenden Kasten zum Beschluss der Landesregierung am Dienstag).
„Sobald es im Pustertal insgesamt nur noch drei große Gemeinschaftspraxen gibt, wird es vor allem für ältere Leute, die wenig mobil sind, problematisch“, gibt Mitterhofer zu Bedenken: Sie müssen oft zum Arzt, sind aber meist weder mit dem Auto noch zu Fuß gut unterwegs. Deshalb müsse die wohnortnahe Versorgung ein wichtiges Anliegen bleiben.
Derzeit arbeitet der Sanitätsbetrieb an einer Art Mischform: Die Hausärzte sollen vor Ort bleiben, aber gleichzeitig mit den Kollegen vernetzt werden. Im unteren Pustertal gibt es bereits eine Funktionseinheit, gewissermaßen eine virtuelle Gemeinschaftspraxis, die aus sieben Ärzten besteht. Sie sollen in Zukunft dafür sorgen, dass zumindest ein Arzt auch außerhalb der Kernzeiten erreichbar ist. Im Moment scheitert eine solche Zusammenarbeit aber unter anderem an unterschiedlichen EDV-Systemen: Die Ärzte innerhalb einer Funktionseinheit können nicht auf die Patientendaten des Kollegen zugreifen. Das macht die Behandlung gerade im Notfall besonders schwierig.
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Kommentare (9)
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andreas
Wenn jemand in der Stadt wohnt, hat er nicht die Vorteile, wie wenn er auf dem Land wohnen würde und umgekehrt, das liegt in der Natur der Sache..
Natürlich ist ein Arztbesuch auf dem Land nicht so einfach für ältere Menschen, ev. müsste man halt einen Fahrdienst organisieren.
Vielleicht gibt es ein paar rüstige Rentner, welche mit einem 9er Bus ältere Menschen abholen und wieder nachhause bringen. Das Problem sollte recht unbürokratisch zu lösen sein.
prof
Kann es sein ,daß hier einige die Kommentare schreiben in der 5 Klasse Volksschule ausgeschult sind?
Ich selbst bin nach der 3.Mittelschule zur Arbeit gegeangen.
Den Prof. Titel habe ich später zugewiesen bekommen.