Heldenepos
In die „Die dunkelste Stunde“ erzählt der Brite Joe Wright melodramatisch von kriegsentscheidenden Tagen im Mai 1940.
von Renate Mumelter
Winston Churcill war Staatsmann, Nobelpreisträger für Literatur, fünffacher Vater, unberechenbar und eine Persönlichkeit, die das Europa des 20. Jahrhunderts geprägt hat. In Joe Wrights Film „Die dunkelste Stunde“ bleibt wenig davon übrig, denn der Film spielt lieber Heldenepos als Charakterstudie, kompliziert und fad, wäre da nicht dieser Gary Oldman. Er ist in seiner Churcill-Maske nicht wiederzuerkennen und spielt diesen älteren sehr speziellen Mann glaubwürdig. In der Originalversion nuschelt er wie Winston, heißt es, die wäre den synchronisierten Fassungen also vorzuziehen.
Die Story dreht sich einzig um das Kriegsgeschehen im Mai 1940, die politischen Schachzüge, die dahinter stehen und die Weigerung Churcills, trotz der äußerst bedrohlichen Lage Friedensverhandlungen mit Hitler aufzunehmen. Die üblichen ekligen Kriegsgeschichten, begleitet von politischen Intrigen, den dienenden Frauen rundum von der Gattin bis zur Tippse, und das alles gespickt mit Zitaten wie „Nationen, die kämpfend untergehen, erheben sich wieder“. Davon ist der Film vor allem in der ersten Hälfte geprägt. In der zweiten Hälfte wird’s dann schmalziger, vor allem wenn sich der Politiker unters U-Bahn-Volk mischt, dieses um Rat fragt und damit die Welt rettet.
„Die dunkelste Stunde“ (GB 2017), 125 Min., Regie: Joe Wright, mit Gary Oldmann, Kristin Scott Thomas. Bewertung: Hervorragend gespielt
Was es sonst noch gibt: „The Third Man“ (MI, Filmclub), „Der sechste Kontinent“ (Mo Brixen, Mi Schlanders), „Chiamami col tuo nome“
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.