The Leisure Seeker
Paolo Virzì schickt Helen Mirren und Donald Sutherland als „Ella&John“ auf eine Reise.
von Renate Mumelter
The Leisure Seeker, der Erholungssuchende, steht auf dem uralten Camper, mit dem sich Ella und John ganz unbemerkt auf die Reise machen. Sie wollen in den Süden, nach Key West, zum Haus Hemingways. John ist als Literaturprofessor ein belesener Mann, Hemingway verehrte er besonders. Heute hat er zwar wegen seiner Demenz Vieles vergessen, aber die Literatur nicht. Ella ist geistig fit, aber ihr tumorgeplagter Körper will nicht mehr. Im Gepäck haben sie einen Diaprojektor und viele Bilder aus glücklichen Tagen. Wenn die Abende zu einsam werden freuen sie sich gemeinsam über die Vergangenheit und unterhalten das Campingpublikum gleich mit. Die erwachsenen Kinder sitzen derweil verzweifelt zu Hause und versuchen herauszufinden, wo die Eltern sind. Vergeblich. Ella und John fühlen sich frei, weil sie nichts mehr zu verlieren haben wie es in Janis Joplins legendärem „Me and Bobby McGee“ heißt. Der Song begleitet den Film.
Paolo Virzì (La Pazza Gioia, Il Capitale Umano) gelingt es wieder einmal, ein schweres Thema so facettenreich und spannend zu erzählen, dass es trotz kruder Realitätsnähe gelassen und heiter bleibt. Der Film erzählt respektvoll, die Figuren verlieren nie ihre Würde, auch wenn John in die Hosen macht und Ella manchmal viel redet. Die Ausnahmeschauspieler Helen Mirren und Donald Sutherland tragen dazu entscheidend bei.
„Ella & John – The Leisure Seeker“ (IT/FR 2017), 112 Min., Regie Paolo Virzì. Bewertung: Erfreulich respektvoll und sehenswert gelassen
Was es sonst noch gibt: „Der sechste Kontinent“ von Andreas Pichler Premiere (MO), „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ (OMU am Montag)
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.