„Null schlechtes Gewissen“
Das Architekturstudio des Meraner SVP-Politikers Andreas Zanier hat seit 2012 direkt oder im Verbund mit anderen Projektanten Aufträge der Gemeinde Meran in Höhe von 190.000 Euro ausgeführt. Darunter befinden sich auch einige Direktvergaben.
von Karin Gamper
Lange Zeit saß Andreas Zanier für die SVP im Meraner Gemeinderat. 2015 schaffte er den Sprung nicht mehr. Der Partei blieb er dennoch treu. Seit 2017 steht Zanier dem SVP-Stadtkomitee als Obmann vor.
Nun wurde der Meraner Architekt selbst Gegenstand einer offiziellen Anfrage im Gemeinderat. Konkret geht es um die öffentlichen Aufträge, die Zaniers Architekturstudio TARA in den vergangenen Jahren von der Stadt Meran erhalten hat. In Summe sind dies 190.000 Euro.
Ganz genau wissen wollten es die beiden Gemeinderätinnen der Fünf-Sterne-Bewegung: Francesca Schir und Adriana Valle. Sie forderten vom Bürgermeister bereits im November die genaue Auflistung der Aufträge an das Studio TARA ein, das Zanier gemeinsam mit Heike Pohl betreibt.
Das Ergebnis: TARA gewann mehrmals Ausschreibungen, kam aber auch in den Genuss von Direktvergaben. Und zwar ab 2012, als Zanier noch Gemeinderat war. In Summe kommt dabei ein Betrag von 190.000 Euro ohne MwSt. heraus.
So hat Andreas Zanier für die Ausarbeitung von zwei Machbarkeitsstudien für Schulmensen im Jahr 2012 rund 3.700 Euro erhalten. Heike Pohl erhielt 2014 für die künstlerische Beratung bei der Theaterplatz-Gestaltung 6.200 Euro. Alle drei Aufträge wurden direkt vergeben.
Für die Projekterstellung zur Neugestaltung der Matteottistraße samt Sicherheitskoordinierung bekam Andreas Zanier (im Verbund mit Heike Pohl, Jury Pobitzer und Siegfried Pohl) ab 2015 in mehreren Tranchen rund 75.000 Euro.
Dieser Auftrag wurde ausgeschrieben. Für die Beseitigung architektonischer Barrieren in den Gemeindebauten stellte TARA-Partnerin Heike Pohl 8.330 Euro in Rechnung, wobei sie hierfür eine Ausschreibung gewonnen hat. Weitere knappe 5.000 Euro erhielt die TARA-Partnerin für die Machbarkeitsstudie der Küchenneugestaltung des Kindergartens in der Maisstraße.
Der Auftrag wurde ausgeschrieben. 78.577 Euro gingen schließlich an Andreas Zanier, Sigmar Pohl, Pohl & Partner für die Projektierung und Sicherheitskoordination der Tappeiner-Grundschule-Mensa (Auftrag ausgeschrieben). Als Direktauftrag an Andreas Zanier ging dagegen wiederum 2017 die Projektierung des neuen Kreuzungsbereichs Rom-Matteotti-Brennerstraße. 13.233 Euro.
Andreas Zanier kommentiert die Anfrage der Fünf-Sterne-Bewegung so:
„Ich habe null schlechtes Gewissen“. Von einer Vorzugsschiene für ihn als SVP-Politiker könne keine Rede sein: 90 Prozent der Aufträge seien öffentlich ausgeschrieben gewesen, die Direktvergaben häufig Folgeaufträge. Bei den großen Ausschreibungen scheine sein Name nur deshalb auf, weil er der Verantwortliche der Bietergemeinschaft war. „Das Honorar ging somit nicht allein an mich, sondern wurde innerhalb der Bietergemeinschaft aufgeteilt“.
Im Übrigen dürfe ein politisches Engagement zu einem „Berufsverbot“ führen: „Sonst sind in Zukunft noch weniger Bürger bereit, sich in den Dienst der Politik zu stellen“.
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