Die Angstfreien
Robert HochgruberEine Gruppe von Synodalen um Robert Hochgruber kämpft weiter für eine Aufweichung der kirchlichen Normen – und für verheiratete Priester.
von Artur Oberhofer
Robert Hochgruber & Co. kämpfen weiter. „Die Synode ist für uns nicht abgeschlossen.“ Gemeinsam mit einer Gruppe ehemaliger SynodalInnen, die sich „Gruppe 27“ nennt, macht der Theologe aus Tschötsch sich weiterhin Gedanken zu kirchlich relevanten Themen.
„Wir sind eine offene Gruppe von Menschen, die bei den synodalen Beratungen angstfrei um neue Lösungen für grundlegende Probleme unserer Kirche bemüht waren und auch nach der Synode durch Besprechungen in mehreren Treffen und durch zielführende Initiativen das Anliegen weiterhin verfolgt haben“, so Hochgruber.
Dabei unterstützen sie und vertrauen auf den Reformkurs von Papst Franziskus. „Ziel ist eine umfassende Seelsorge“, erklärt Robert Hochgruber.
Bei einem Treffen im Bildungshaus Lichtenstern haben die Mitglieder der Gruppe 27 noch einmal die Synode Revue passieren lassen und an die „großartigen Ergebnisse“ erinnert: Freistellung Zölibat, Diakonat und Priestertum der Frau, Sakramente für geschieden Wiederverheiratete …
Diese überdiözesanen Anliegen seien bis heute brandaktuell. „Die Diözesansynode hat sich vor drei Jahren, genau am 25. Jänner 2015, in Stimmungsbildern zu überdiözesanen Themen geäußert, die aktueller denn je sind“, erklärt Robert Hochgruber.
Damals sprachen sich 70 Prozent der Synodalinnen und Synodalen für die Freistellung des Zölibates, d.h. für verheiratete Priester, 79 Prozent für das Diakonat der Frau, 62 Prozent für die Priesterweihe von Frauen aus.
Die Zulassung von geschiedenen Wiederverheirateten zu den Sakramenten erhielt die größte Zustimmung: 83 Prozent. Dieses Anliegen ist inzwischen bei der Weltbischofssynode 2016 besprochen worden. Papst Franziskus verfügte daraufhin, dass Geschiedene, die zivilrechtlich geheiratet haben, nach einem Reifungsprozess und der Prüfung des Anliegens zu den Sakramenten zugelassen werden können.
Mehr noch: Der Papst hat zum Anliegen Diakonat der Frau eine Kommission eingesetzt, die die historischen Fakten prüfen soll.
Außerdem ermunterte der Heilige Vater die Bischöfe, ihm durchaus mutige Vorschläge in Bezug auf verheiratete Priester d.h. Viri probati („bewährte Männer“) zu unterbreiten.
„Die Synode hat somit Anliegen aufgegriffen, die in breiten Kreisen der Gläubigen verspürt wurden und große Zustimmung erhalten“, sagt Robert Hochgruber. Das hätten die Versammlungen vor der Diözesansynode gezeigt. „Zudem war sie offensichtlich im Einklang mit Bemühungen des Papstes auf Weltebene, der eine Weiterentwicklung der kirchlichen Normen anzustreben scheint“, so Robert Hochgruber.
Die Gruppe 27. Dezember hofft, dass die Diskussionen zu diesen wichtigen und aktuellen Anliegen auf Diözesanebene und darüber hinaus weitergetragen werden.
Die Gruppe 27 hat bei ihrem letzten Treffen im Haus der Familie in Lichtenstern am Ritten beschlossen, die Bewegung des österreichischen Pastoraltheologen Paul Zulehner gegen den Priestermangel mitzutragen. Dazu wurde ein Schreiben an alle Südtiroler Pfarrgemeinden verschickt (siehe Info-Kasten).
Es werden also Personen gesucht, die z.B. als Viri probati bereit wären, sich weihen zu lassen.
Die Gruppe 27 hat folgendes Schreiben an alle Pfarrgemeinderäte in Südtirol verschickt.
„Wir brauchen Seelsorgerinnen und Seelsorger in allen Dörfern, die befähigt sind, auf die Nöte und Fragen der Suchenden und der Gläubigen einzugehen. Die Seelsorgeeinheiten sind eine Bankrotterklärung der Seelsorge und überfordern die immer älter werdenden Priester.
Laien nehmen jetzt die Initiative in die Hand, um konkrete Lösungsansätze umzusetzen.
Wir stehen voll hinter Papst Franziskus und unterstützen seine Bemühungen.
Wir sind überzeugt und beten dafür, dass bereits im Jahr 2018 das Zölibat von den verantwortlichen der Weltkirche gelockert wird und als ein erster Schritt Viri probati als verheiratete Priester zugelassen werden.
Wir rufen alle Pfarrgemeinden unserer Diözese auf, ab sofort nach geeigneten Frauen und Männern Ausschau zu halten, um zu überlegen, welche bewährten Menschen priesterliche Eigenschaften haben und diesen Dienst übernehmen könnten. Diese werden dem Bischof zu einer theologischen Ausbildung und zur Weihe vorgeschlagen.
So geht das kirchliche Leben im Dorf weiter.
Dazu suchen wir in jeder Pfarrei jemanden, der bereit ist, als Ansprechpartner bzw. Ansprechpartnerin dieses Anliegen ab sofort in die Hand zu nehmen.“
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Kommentare (1)
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florianegger
Das eigentliche Problem der Kirche ist, daß verheiratete Mitarbeiter auch einen Lohn bräuchten, mit dem sich auch Frau und Kinder ernähren und ausbilden liessen, und man event. eine Mitgift ansparen könnte. Das ginge ans Vermögen. Deshalb sucht man ja auch ehrenamtliche, kostenlose Pfarrverantwortliche.