„Kritische Verhältnisse“
Lukas Rastner vom Lawinenwarndienst erklärt, warum die Lawinengefahr in Südtirol noch nicht gebannt ist.
TAGESZEITUNG Online: Herr Rastner, in der Nacht auf Dienstag herrschte im Nordwesten Südtirols Lawinenwarnstufe 5. Wie sieht es aktuell aus?
Lukas Rastner: Die Lawinenwarnstufe war vorrangig in der Nacht auf Dienstag aufrecht, da wir dort den Höhepunkt der Lawinenaktivität vermutet haben. Die spontane Lawinenaktivität ist im Laufe des Tages zurückgegangen, weshalb die Warnstufe auf 4 zurückgestuft wurde.
Also kann man davon sprechen, dass sich die Situation entspannt?
Absolut. Wir bekommen zwar noch Meldungen über spontane Lawinen, aber die Situation beruhigt sich und deswegen geht die Gefahr zurück.
Wie viele Lawinen haben sich in der Nacht auf Dienstag gelöst?
Das kann man noch nicht genau sagen, da nicht alle Lawinen erfasst werden und auch noch Erkundungsflüge gemacht werden. Die größeren Lawinen, vor allem jene die Straßen, Häuser oder Infrastrukturen beschädigt haben, werden derzeit dokumentiert und dann im Lawinenkataster erfasst.
Am Dienstag und Mittwoch soll im ganzen Land wieder die Sonne herauskommen und die Temperaturen sollen steigen. Was bedeutet dies im Bezug auf die Lawinengefahr?
Durch mildere Temperaturen und Sonne setzt und verfestigt sich der Schnee und das hebt Oberflächen an. An der Oberfläche dringen Wärme und Sonne am schnellsten ein und dementsprechend bindet sich der Schnee. Am Mittwoch steigt die spontane Lawinenaktivität an sonnenexponierten und steilen Hängen wieder an. In tieferen Lagen mit wärmeren Temperaturen können zudem aus allen Expositionen Nassschnee- oder Gleitschneelawinen – vor allem auf steilen Wiesen – abgehen.
Das heißt, Vorsicht ist weiterhin geboten, auch wenn keine Lawinenwarnstufe 5 mehr herrscht…
Ganz genau. Voraussichtlich bleibt auch morgen Mittwoch die Lawinenwarnstufe 4 in bestimmten Gebieten aufrecht und dementsprechend herrschen vor allem für Skitourengeher entlang des Alpenhauptkammes noch kritische Verhältnisse. Richtung Süden ist die Situation zwar besser, aber nicht zu unterschätzen.
Interview: Lisi Lang
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