Die Schneckenpost
Das Postabkommen von Arno Kompatscher werde nur sehr schleppend umgesetzt, klagt ein Gewerkschafter. Die 25 Neuanstellungen seien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Die Mitarbeiter klagen zunehmend über psychische Belastungen“, sagt Alfred Moser.
von Heinrich Schwarz
Mit der Postzustellung hapert es in Südtirol nach wie vor. Daran konnte das im April 2017 abgeschlossene Abkommen zwischen dem Land und Poste Italiane bisher wenig ändern. „Man kann ein über lange Jahre problematisches System nicht von einem Tag auf den anderen ändern“, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher erst vor wenigen Tagen im Landtag.
Das Land lässt sich das Postabkommen, das auf drei Jahre ausgelegt ist, zehn Millionen Euro kosten. Gezahlt werde aber erst, wenn die vereinbarten Leistungen umgesetzt werden, betont Kompatscher immer wieder.
Alfred Moser, Post-Gewerkschafter im ASGB, erklärt, dass man seit Jahrzehnten immer wieder versucht habe, Kontakt mit der Landesregierung herzustellen, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. „Erstmals Landeshauptmann Kompatscher hat sich der Sache wirklich angenommen. Was jetzt herauskommt, ist aber fraglich, denn beim Abkommen ist alles irgendwie in der Schwebe. Wir haben keine konkreten Informationen und bei einem Treffen mit den zuständigen Direktoren konnte mir keiner Antworten auf meine Fragen geben – etwa zum Verteilungszentrum in Bozen und zur Personalsituation“, so Moser.
Die Situation sei nach wie vor prekär – sowohl bei den Schaltern als auch in der Zustellung. „In der Weihnachtszeit“, berichtet der Gewerkschafter, „hat es sich in der Zustellung noch einmal verschärft, da in letzter Sekunde ein Abkommen mit Amazon für die Paketzustellungen getroffen wurde. Dabei entstand der Eindruck, dass den Paketen Priorität gegeben wurde, sodass es bei der restlichen Post Verspätungen gab.“
Alfred Moser fordert, dass die Post und die Pakete innerhalb von drei Werktagen zugestellt werden: „Bei uns verschicken Gemeinde, Vereine und Privatpersonen nach wie vor sehr viel über Post, weil viele Bürger mit E-Mail nicht sehr vertraut sind. Hier ist Zuverlässigkeit gefragt. Wenn 14 Tage vorher eine Einladung verschickt wird, darf diese nicht erst nach dem Termin ankommen, wie es manchmal passiert ist.“
Es brauche für einen zuverlässigen Dienst aber genügend Anstellungen. „Ich habe darum gebeten, dass die Ausschreibung im Sommer so gestaltet wird, dass die Bevölkerung in Kenntnis ist. Zuletzt lief alles in letzter Minute, die wenigsten haben vom Wettbewerb erfahren – und danach ist man mit der Ausrede gekommen, es gebe aufgrund der Vollbeschäftigung zu wenig Bewerber“, erklärt Moser. Dabei merke er in Gesprächen immer wieder, dass viele Bürger Interesse an einer Beschäftigung bei der Post hätten.
Laut Arno Kompatscher haben sich im Herbst 100 Personen gemeldet und 70 beworben. 25 seien inzwischen eingestellt worden.
„Das reicht bei weitem nicht“, meint Alfred Moser. „Wenn man alle Postämter offen halten und den Zustellbereich aufrechterhalten will, bräuchte es allein im Pustertal schätzungsweise 20 Neuanstellungen im Schalter- und 40 im Zustelldienst.“
Wie viele Mitarbeiter in Südtirol genau fehlen, sei schwierig zu sagen. Das müsse gemeinsam mit dem Betrieb analysiert werden. „Aber wenn man einen Brief schicken, hört man nix. Und wenn man mit den Herrschaften zusammenkommt, wissen sie zwar über den Brief Bescheid, es tut sich aber nichts“, ärgert sich Moser.
Häufig mangle es auch an der Organisation: „Wenn es zu Pensionierungen oder Krankenständen kommt, gibt es oft keinen Ersatz. Manches wäre vorhersehbar und planbar. Hier könnte ich als Gewerkschafter dienlich sein und früh genug über gewisse Veränderungen Bescheid geben. Doch es fehlt bei der Führung oft der Wille für Verbesserungen.“
Allgemein, so Alfred Moser, müsse man in einem Berggebiet wie Südtirol aber froh sein, dass der Postdienst noch aufrechterhalten werden kann, wo es der nationalen Post um Gewinnsteigerungen gehe und die Zustelldienste drastisch abgebaut werden. „Die Aufrechterhaltung der Dienste ist der Belegschaft zu verdanken, die sehr bemüht ist“, sagt der Gewerkschafter.
Er betont jedoch gleichzeitig, dass die Mitarbeiter durch den Druck und die Zustände bei der Post zunehmend in psychische Probleme geraten: „Die Klagen der Angestellten sind immer schlimmer. Dass niemand zuständig ist und die Mitarbeiter sich selbst überlassen sind, ist ein Riesenproblem und führt häufig zu Konflikten und Streitigkeiten untereinander. Manche führen sich auf, als ob sie die Arbeitgeber wären.“
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Kommentare (17)
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criticus
Das Land macht bei der Post den gleichen Fehler wie bei der SAD. Man schenkt der Post jährlich 10 Mio. Euro und das auf 3 Jahre. Das erste Jahr ist vorüber und nichts wurde umgesetzt. Warum gibt es keinen Forderungsplan, bzw. Kontrollen ob Vereinbarungen umgesetzt werden? Und werden die nächsten 20 Mio. Euro trotzdem ausbezahlt?
andreas
@criticus
Die 10 Millionen sind nicht jährlich, sondern für 3 Jahre, das wären 3,33 Millionen jährlich.
Auch steht, dass wenn es nicht funktioniert, das Geld nicht ausbezahlt wird.
paul1
Das passiert bei manchen Personen schon öfter, dass sie beim arbeiten unter psychischen Belastungen leiden, Gott sei Dank ist am Wochenende ist dieses Leiden vorbei…. hahahah