Warmer Schnee
In zwei Jahren richtet Antholz eine Biathlon-Weltmeisterschaft aus. Noch vor diesem Großereignis sollen Schneekanonen eingekauft werden, die auch bei warmen Temperaturen von bis zu 20 Grad produzieren.
von Silke Hinterwaldner
Das klingt zwar sehr nach Science Fiction, wird aber in Antholz bald schon Realität werden – insofern alles nach Plan läuft.
Das Biathlon-Komitee in Antholz plant den Ankauf von Schneekanonen, die auch noch bei ordentlichen Plusgraden arbeiten können. Der Reihe nach: Das olympische Komitee Coni hat ein Förderprogramm für außergewöhnliche Investitionen laufen. Über dieses Programm möchten die Antholzer einen satten Beitrag für Schneekanonen bekommen, die auch noch bei plus 20 Grad Celsius produzieren können. Die Anlage würde drei Millionen Euro kosten, zumindest zwei davon könnte der Coni beisteuern. Derzeit gibt es weltweit, etwa in Deutschland, der Schweiz oder auch in asiatischen Schneehallen, rund zwei Dutzend solcher Anlagen. Wozu man so etwas in Antholz braucht? „Man möchte auf diese Weise“, erklärt Bürgermeister Thomas Schuster, „die Trainingsmöglichkeiten vorziehen und das gesamte Stadion besser auslasten.“ Nicht erst im Winter, sondern bereits im Spätherbst könnten so die ersten Trainings auf winterlichen Bahnen abgehalten. Direkt von der Rollerbahn auf die Loipe, sozusagen. Antholz könnte so nicht nur ausländischen Mannschaften Trainingslager anbieten, auch die eigenen Athleten könnten sich die weiten Wege in den Norden Europas sparen, um zu Hause trainieren zu können.
Vereinfacht ausgedrückt funktioniert die Anlage so: Die speziell entwickelten Schneekanonen werden in einer Art Container eingepackt, der gekühlt wird. Dort produzieren sie technischen Schnee unter guten Bedingungen. Das Produkt selbst sind weniger Schneeflocken im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr kleine Eisblättchen, die besonders resistent gegen Witterungseinflüsse sein sollen.
„Das ist eine technische Lösung, die im ersten Moment etwas befremdlich erscheinen mag“, sagt Bürgermeister Schuster, „aber wir sehen darin eine Investition in die Zukunft, die Antholz als Veranstaltungsstandort sichern kann.“ Er weiß freilich, dass es auch in seinem Gemeinderat Bedenken zu derlei Investitionen gibt – auch aus den Reihen der SVP.
Für Isidor Hölzl, Gemeinderat der Freiheitlichen in Rasen Antholz, zählen weniger die ökologischen Aspekte als vielmehr das Finanzielle. „Das sind Steuergelder, die hier ausgegeben werden“, sagt er, „übertrieben viel Steuergeld.“ Immerhin: Zu den drei Millionen für diese neue Beschneiungsanlage gesellen sich über acht Millionen Euro, die im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2020 in den Ausbau der Südtirol Arena in Antholz investiert werden. Den Löwenanteil davon übernimmt das Land. Derzeit laufen die Planungen, nächstes Jahr beim Weltcup 2019 soll ein Großteil der Arbeiten abgeschlossen sein.
Auf dem Papier gehört das Stadion der Gemeinde, aber die Führung ist für die nächsten Jahre fest in den Händen des Biathlon-Komitees. Abgesehen von kleineren Investitionsbeiträgen sollen der Gemeinde im Hinblick auf die WM keine weiteren Kosten entstehen.
Die Weltmeisterschaft 2020 wird vom 12. bis 23. Februar ausgetragen. Antholz richtet in zwei Jahren nach 1975, 1976, 1983, 1995 und 2007 bereits zum sechsten Mal eine WM aus. Fest steht: Den Antholzern stehen nun zwei arbeitsintensive Jahre bevor.
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Kommentare (7)
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andreas
Kaufen und gut ist, wenn sogar Coni 2/3 bezahlt.
Der Wettbewerbsvorteil ist mehr als eine Million wert, wobei die Betriebskosten wohl eher hoch sind.
besserwisser
Stromverbrauch? Wider jede nachhaltige tourismusentwicklung …