Leben ohne Chemie
Marta Mur leidet an einer Chemikalien-Unverträglichkeit. Shampoos, elektronische Geräte aber auch Lebensmittel machen die 68- Jährige krank. Wie sie es dennoch schafft, den Alltag zu bewältigen.
von Lisi Lang
Sie kann keine normalen Shampoos verwenden, reagiert auf Seife oder Putzmittel, aber auch Radios, Zigarettenrauch, das Handy oder gar Lebensmittel machen Marta Mur krank. Selbst ein einfacher Einkaufsbummel oder ein Spaziergang sind für die 68- Jährige aus dem Burggrafenamt ein kleiner Horror. Manchmal reichen schon Düfte und Gerüche aus, um bei ihr Übelkeit und Schmerzen zu verursachen. „Wenn ich meine Wohnung verlasse und durch das Treppenhaus gehe, muss ich darauf achten, dass die Treppen nicht gerade erst gereinigt wurden, weil ich diese Dämpfe nicht vertrage“, erklärt Martha Mur.
Eine Chemikalien-Unverträglichkeit hat das Leben der 68- Jährigen stark eingeschränkt. „Ich konnte wirklich nichts mehr machen. Mir war ständig übel oder ich hatte Schmerzen, aber niemand konnte mir sagen, was ich habe“, erinnert sich Marta Mur. Schon seit Jahren leidet sie unter Bauchkrämpfen, hat Magenschmerzen, kämpft mit Übelkeit oder fühlt sich unwohl. „Wenn ich mit den falschen Stoffen in Berührung komme, dann bekomme ich große Schmerzen. Die Beschwerden treten immer wieder auf und verschwinden dann wieder“, erzählt die 68- Jährige.
Der Körper von Marta Mur reagiert bereits mit schlimmen Schmerzen, wenn die Wirkstoffkonzentrationen weit unter denen liegen, die in der übrigen Bevölkerung toxische Effekte auslösen. „Selbst eine normale handelsübliche Zahnpasta hat mir zu schaffen gemacht“, sagt Marta Mur.
Erst mit den Jahren hat Marta Mur herausgefunden, worauf sie stark oder weniger stark reagiert und welche Mittel sie vermeiden muss. Kleidung, Lebensmittel, Hobbys – Marta Mur musste einfach alles umstellen. Heute trägt sie, sobald sie das Haus verlässt, einen Mundschutz, um sich besser schützen zu können. Beim Telefonieren, vor dem TV-Gerät oder beim Radiohören legt sie einen Gummireifen unter die Füße, um keine Schmerzen zu bekommen. Selbst beim lesen eines Buches oder einer Zeitung muss sie Klarsichtfolie über das Dokument legen, da ihr die Druckerschwärze zu schaffen macht. „Ich musste vieles, was mir so gut getan hat aufgeben“, erzählt sie mit Bedauern: Karten spielen, Ausflüge mit Freunden machen, wandern, einen gemütlichen Einkaufs-Stadtbummel machen. Heute sind diese Tätigkeiten undenkbar für Marta Mur.
Jetzt möchte Marta Mur mit anderen Betroffenen von MCS Kontakt aufbauen, Informationen und Erfahrungen austauschen. Über den Dachverband für Soziales und Gesundheit möchte die 68- Jährige eine Selbsthilfegruppe aufbauen. „Miteinander reden, gemeinsam lernen, trotz der Krankheit das Leben genießen zu können“, sagt Marta Mur.
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