Teurer Flughafen
Das Land hat die Vereinbarung mit der Flughafen-Gesellschaft erneuert – und finanziert den Bozner Airport fast zwei Jahre nach der Volksbefragung weiterhin mit mehreren Millionen Euro.
von Heinrich Schwarz
Die Vereinbarung zur Führung des Bozner Flughafens zwischen dem Land und der ABD Airport AG, die zu 100 Prozent dem Land gehört, wurde vor kurzem von der Landesregierung genehmigt. Sie gilt vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2018. Es sei denn, das Land steigt bis dahin wie geplant aus der ABD aus. In diesem Fall würde der Vertrag aufgelöst.
Doch der Ausstieg des Landes aus dem Flughafen-Geschäft zieht sich immer weiter in die Länge. Bald ist es zwei Jahre her, seit sich bei der Volksbefragung im Juni 2016 über 70 Prozent der Wähler gegen die Fortführung der öffentlichen Finanzierung des Flughafens ausgesprochen hatten.
Zwei Monate nach der Volksbefragung, als erste Vorbereitungen für den Ausstieg des Landes getroffen wurden, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher gegenüber der TAGESZEITUNG, die europäische Ausschreibung für den Verkauf der Flughafen-Gesellschaft werde im Sommer 2017 sicher stehen, sodass im Herbst alles über die Bühne gebracht werden könne. Im Mai letzten Jahres hieß es dann, die erste Ausschreibung werde im Herbst 2017 abgewickelt. Auch daraus wurde nichts.
Zuerst war auf die externe Vermögensbewertung der ABD zu warten. Dabei kam heraus, dass das Land aufgrund der einzuplanenden Geschäftsverluste der nächsten Jahre bestenfalls mit einigen wenigen Millionen Euro rechnen kann. Danach konnten bis Ende September Interessensbekundungen beim Land vorgebracht werden. Es meldeten sich die Unternehmer Josef Gostner (Fri-El) und Ingemar Gatterer (SAD) sowie die Handelskammer Bozen, die die Übernahme durch Private koordinieren will.
Seither laufen die Gespräche zwischen den Interessenten und mit dem Land. Ein konkretes Ergebnis – insbesondere zur Frage, ob man eine gemeinsame Übernahme anstreben will oder ob man getrennte Wege geht – gibt es noch nicht. Diese Entscheidung wäre äußerst relevant, da das Land im Falle eines einzelnen Interessenten in direkte Verkaufsverhandlungen bzw. Pachtverhandlungen, wie von Josef Gostner gewünscht, treten könnte. Andernfalls müsste es eine europäische Ausschreibung geben.
Das Land muss derweil für die Führung des Flughafens, zu der die ABD aufgrund der gültigen staatlichen Konzession verpflichtet ist, weiter tief in die Taschen greifen. Bis 2016 steckte das Land jährlich 5,2 Millionen Euro in die Flughafen-Gesellschaft, um die Tätigkeiten finanzieren zu können. Im Vorjahr waren es 3,9 Millionen Euro. Der heurige Finanzbedarf der ABD wird in den nächsten Monaten genau festgelegt.
Linienflüge gibt es am Bozner Flughafen nach wie vor keine, obwohl die Voraussetzungen vorhanden wären. Zwischen Ende Mai und Anfang August wird es wieder Charterflüge der Athesia-Tochter Aveo Tours in italienische Urlaubsorte geben. Ansonsten wird der Airport lediglich für Geschäfts- und Privatflüge genutzt.
Anmerkung zum Artikel:
Als die TAGESZEITUNG am Montag für den Artikel recherchierte, war Landeshauptmann Arno Kompatscher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch eine Interview-Einladung nach Veröffentlichung des Artikels in der Dienstag-Ausgabe der TAGESZEITUNG blieb unbeantwortet.
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