Napoli velata
„Il velo non occulta, ma svela“, sagt Ferzan Özpetek zu seiner ungewöhnlichen Filmgeschichte.
von Renate Mumelter
Erzählen kann Ferzan Özpetek, der als junger Mann aus Istanbul nach Rom aufgebrochen war, um zu studieren. Heute zählt er zu den bekanntesten italienischen Regisseuren. Wie gut er erzählen kann, beweist sein neuer Film „Napoli svelata“, der interessant bleibt bis zum Schluss und dies obwohl nie wirklich klar ist, worum es eigentlich geht, worum es gegangen ist in dieser Geschichte. Aber das tut nichts zur Sache. Im Mittelpunkt stehen eine Pathologin mit Freude am Leben, ihre Zufallsbekanntschaft und die Stadt Neapel. Vielschichtig die Menschen im Film, vielschichtig auch die Stadt.
Wer einmal dort war, wird Einiges wiedererkennen, von der Spaccanapoli über den Bahnhof bis zum Cristo velato, jener faszinierenden Skulptur, bei der Giuseppe Sammartino einen marmornen Schleier über den toten Jesus gemeißelt hat. Mit diesem Cristo velato schließt Özpetek eine Geschichte, die von allem etwas bietet, Liebe, Sex, Leben und Tod, einen Kriminalfall, Zwischenmenschliches und neapolitanische Traditionen wie die „figliata dei femminelli“, ein lebendes Bild, bei dem ein Mann gebärt. Im Film fällt der Schleier, bevor das Kind auf die Welt kommt. „Die Wahrheit kann nicht nackt und roh angeschaut werden, sondern du musst die spüren, erahnen“, sagt Özpetek.
Napoli velata (IT 2017), 113 Min., Regie: Ferzan Özpetek, mit Giovanna Mezzogiorno, Alessandro Borghi. Bewertung: Im besten Sinn des Wortes schleierhaft
Was es sonst noch gibt: „L’Atalante“ (MI 20 h), „On Body and Soul“, „Loving Vincent“, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, „Burg Schreckenstein 2“ (FR, SA, SO)
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