Das verstreute Hotel
Die Gemeinde Neumarkt will mit einem neuen Projekt den Tourismus im Dorf ankurbeln – dafür aber keine neuen Hotels bauen. Was hinter dem Projekt „albergo diffuso“ steckt.
von Lisi Lang
Ein neuartiges Projekt soll in Neumarkt den Tourismus ankurbeln, gleichzeitig aber auch das historische Erscheinungsbild des Dorfzentrums erhalten. Die Rede ist vom Projekt „albergo diffuso“. „Neumarkt ist mit 28.000 Nächtigungen aus touristischer Sicht eine strukturschwache Gemeinde. Die bestehenden Hotels haben öfters Schwierigkeiten, größere Gruppen unterzubringen“, erklärt Bürgermeister Horst Pichler. In den letzten Jahren habe man es zwar geschafft, das Ortszentrum mit einigen Akzenten aufzuwerten und die Anzahl der Nächtigungen konnte leicht gesteigert werden, aber es brauche noch weitere Anreize. „In mehreren Regionen Italiens konnten einzelne Ortschaften durch die Gründung eines „albergo diffuso“ mehr Gäste ins Ortszentrum locken, den Gastbetrieben und Handelsgeschäften zu mehr Umsatz verhelfen, neue Arbeitsplätze schaffen, alte Bausubstanz nutzen und den Eigentümer von Immobilien einen Mehrwert verschaffen“, erklärt Horst Pichler. Aus diesem Grund, will er auch in Neumarkt laut über ein „albergo diffuso“ nachdenken.
Aber was ist ein „albergo diffuso“?
„Ein „albergo diffuso“ ist ein Beherbergungsbetrieb, welcher über ein historisches Ortszentrum verteilt Zimmer oder Wohnungen hat, die durch ihre Nähe als eine zusammengehörende Einrichtung gelten könnten“, erläutert der Bürgermeister von Neumarkt. Sprich: Leerstehende Zimmer und Wohnungen, die über eine zentrale Stelle vermittelt werden. Das „albergo diffuso“ gibt es in Italien seit den frühen 80er Jahren und es hat sich vor allem in Ortschaften bewährt, die ein historisches Ortszentrum haben, mit Räumlichkeiten bzw. Gebäuden von architektonischem und künstlerischem Wert.
Erst vor kurzem war der Bürgermeister gemeinsam mit Tourismusreferent Günther Giovanett in Rom zu Gast, um sich über das Projekt zu informieren. „Die Vorteile dieses Projekts sind vielseitig: Einerseits wird bestehende Bausubstanz genutzt bzw. aufgewertet und dadurch, dass es sich Studien zufolge um ein anderes Klientel handelt, würde man den bestehenden Hotels keinen direkten Konkurrenten vor die Nase setzten“, erklärt der Bürgermeister. Zudem könne man die illegale Zimmervermietung einschränken. Wichtig ist aber, dass es sich um historische und kulturelle Gebäude handelt. „Der Betreiber muss Geschichten erzählen können, wissen welche Sehenswürdigkeiten es gibt, das Besondere hervorheben können, geheime Sehenswürdigkeiten verraten können usw.“, so Horst Pichler.
In Neumarkt scheint das Interesse an einem derartigen Projekt groß zu sein. „Mittlerweile haben sich schon einige Eigentümer gemeldet, die an diesem Projekt teilnehmen würden“, freut sich Pichler, der in den kommenden Monaten die Voraussetzungen für dieses Projekt schaffen will. „Eine Architektengruppe wird sich am 10. Jänner treffen und gemeinsam Vorschläge ausarbeiten. Zeitgleich arbeiten wir mit dem Land an den rechtlichen Rahmenbedingungen. Das Pilotprojekt wird von Landeshauptmann Arno Kompatscher übers Landesdenkmalamt unterstützt“, so Horst Pichler.
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