Strafanzeige gegen Labor?

Alex Schwazer (Foto: Colombo)
Die (bisherige) Weigerung des Kölner Labors, die Urin-Proben von Alex Schwazer herauszugeben, könnte eine Strafanzeige zur Folge haben.
Von Thomas Vikoler
Ein weiteres Kapitel in der dubiosen Geschichte um den zweiten positiven Dopingtest von Alex Schwazer:
Das Kölner Labor für Biochemie verweigert bisher die Herausgabe der Urin-Proben, so wie sie das dortige Oberlandesgericht im Oktober angeordnet hat.
Inoffizielle Begründung aus dem Labor: Die Anordnung des OLG Köln sei zu vage formuliert.
Das erklärt, warum das Labor bisher eine Terminanfrage von Giampietro Lago, dem Gutachter im Bozner Dopingverfahren gegen Schwazer, bis Dienstag unbeantwortet gelassen hat. Die Anfrage ist inzwischen drei Wochen alt, die Nicht-Beantwortung kaum durch die Weihnachtsfeierlichkeiten zu erklären.
Wie berichtet, muss das Kölner Labor für Biochemie, in dem der Urin Schwazers seit Anfang Jänner 2016 gelagert ist (die Entnahme erfolgte am Neujahrstag in Kalch, der positive Test eigenartigerweise erst im Mai 2016), neun Milliliter der A-Probe und sechs der B-Probe für das Strafverfahren bereitstellen. Eine Frist für die Übergabe ist in der Anordnung des OLG keine vorgesehen.
Bereits gegen den ersten Antrag des Bozner Voruntersuchungsrichters Walter Pelino auf Herausgabe der (gesamten) Probe hatte sich das Labor gestellt. Es folgte ein Verfahren vor dem Kölner Oberlandesgericht, bei dem der Internationale Leichtathletikverband IAAF gegen jegliche Überstellung des Beweismittels nach Italien kämpfte.
Die von „Fancy Bear“gehackten E-Mails legen nahe, dass die IAAF und das Kölner Labor in der Causa Schwazer ungebührlich enge Kontakte pflegten.
Sollte innerhalb der kommenden zehn Tage keine Antwort auf Lagos Terminanfrage eintreffen, erwägt Richter Pelino einen drastischen Schritt:
Eine Strafanzeige bei der Kölner Staatsanwaltschaft wegen Nichtbefolgung einer richterlichen Anordnung. Ein Druckmittel, um die Verantwortlichen des Kölner Labors zur Einsicht zu zwingen.
Eine weitere bizarre Facette zum Streit um die „Auslieferung“ der Urin-Proben von Alex Schwazer.
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