Ein großer Bischof
Am Samstag, 30. Dezember, findet um 9 Uhr im Dom von Brixen der Gottesdienst zum ersten Jahrtag von Bischof Karl Golser statt.
Als einen Bischof, der das Bischofsamt mit Freude ausgeübt hat, dabei ungezwungen auf die Menschen zuging, offen Stellung bezog und sein Motto „Christus unser Friede“ zu den Menschen bringen wollte – so hat man Karl Golser in den knapp zwei Jahren als Diözesanbischof erlebt.
Er verkündete mit Beharrlichkeit und Mut die christliche Botschaft und hatte dabei stets einen wachen Blick und ein offenes Ohr für das, was die Menschen bewegt. Er hatte den Menschen nicht nur durch seine fachliche Kompetenz Antworten auf ihre Fragen gegeben; vor allem war es seine tiefe Spiritualität, die Glaubens- und Lebensorientierung gab.
In der sinkenden Zahl der Priester sah Bischof Karl Golser eine der größten Herausforderungen für die Ortskirche. Er selbst ließ keine Gelegenheit aus, um Zeit zum Gespräch mit den Priestern zu finden, hat u.a. die Weiterbildungsangebote für die Priester besucht und die Organisation von Einkehrtagen veranlasst.
Besonders gerne war Bischof Karl Golser bei kranken Menschen; er schien die Zeit zu vergessen, wenn er mit ihnen zusammen war; es ging ihm dabei um wirkliche Begegnung. Er ging ungezwungen auf die Bedürftigen zu, hörte zu, hielt ihre Hände, betete mit vielen, segnete alle.
Als Herzensanliegen kann sein Einsatz für die Ökumene angesehen werden, weshalb er innerhalb der regionalen Bischofskonferenz von Nord-Ost-Italien zum Präsidenten der Kommission für Ökumene und interreligiösen Dialog gewählt wurde. Außerordentlich war auch sein Engagement für die Schöpfungsverantwortung, was ihn in manchen Medien den Titel „Öko-Bischof“ einbrachte.
Als leidvolle Erfahrung fallen in die Amtszeit von Bischof Karl Golser die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs in der Ortskirche. Man kann aber festhalten, dass die Mauer des Schweigens aufgebrochen und der befreienden Wahrheit Raum gegeben wurde, indem durch Bischof Karl ein Klima des Dialogs geschaffen wurde, das es den Betroffenen möglich gemacht hat, über ihr erlittenes Unrecht zu sprechen.
Diözesanbischof Karl Golser erkrankte an einem atypischen Parkinsonsyndrom. Sein Rücktritt aus Gesundheitsgründen erfolgte im Rahmen jener Pressekonferenz am 27. Juli 2011, bei der Bischof Golser selbst den Namen seines Nachfolgers, Ivo Muser, bekannt gab.
Am 25. Dezember 2016, mitten in der Heiligen Nacht, ist der emeritierte Bischof Karl Golser in seiner Wohnung in Brixen verstorben.
Zur Person
Karl Golser wurde am 16. Mai 1943 in Tscherms geboren. Am 5. Oktober 1962 kam er zum Studium nach Rom. Sechs Tage später begann das Zweite Vatikanische Konzil, das er hautnah miterlebt und das ihn stark geprägt hatte. Am 10. Oktober 1968 wurde Karl Golser zum Priester geweiht.
Nachdem er 1973 sein Doktoratsstudium abgeschlossen hatte, wurde er Kooperator in Kaltern. 1975 übernahm Golser die Aufgabe als Kooperator in der Stadtpfarrkirche von Meran und wirkte als Religionslehrer an der Lehrerbildungsanstalt.
Von 1977 bis 1982 arbeitete Golser an der Glaubenskongregation. Als er 1982 zurück in die Diözese Bozen-Brixen kam, wirkte er als Professor für Moraltheologie an der Philosophisch- Theologischen Hochschule Brixen und in diesen ersten Jahren auch als Kurat, dann von 1986 bis 1991 als Pfarrer in Sarns. 1991 wurde er Domkanoniker und Dekan an der Philosophisch- Theologischen Hochschule. 1994 übernahm Golser die Leitung des Institutes für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.
Am 5. Dezember 2008 wurde Karl Golser zum Bischof der Diözese Bozen-Brixen ernannt und am 8. März 2009 im Dom von Brixen zum Bischof geweiht.
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Kommentare (2)
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robby
Sein Nachfolger kann ihm nicht das Wasser reichen, dafür aber sehr schmalzig daherreden.