Wedeln fürs Vaterland?
Können und werden Südtiroler Spitzensportler mit Doppelpass künftig bei sportlichen Großereignissen für Österreich an den Start gehen?
von Lisi Lang
In Südtirol jubelt man vielerorts über die mögliche Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft für Südtiroler. Auch wenn die Rechte und Pflichten für die möglichen neuen Staatsbürger erst geklärt werden müssen und der Doppelpass erst genehmigt und eingeführt werden muss, so gibt es doch auch jetzt schon erste Hoffnungen und Spekulationen über die Zukunft. Beispielsweise im Sport: So wurden die Vertreter der Südtiroler Rechtsparteien bei der überparteilichen Pressekonferenz mit FPÖ-Südtirol-Sprecher Werner Neubauer am Montag gefragt, ob es denn künftig möglich sein wird, dass Südtiroler Spitzensportler bei Wettkämpfen für Österreich an den Start gehen – sollten sie die Doppelstaatsbürgerschaft besitzen. „Ja“, lautete es unisono aus den Reihen von Freiheitlichen, Süd-Tiroler Freiheit und auch Werner Neubauer stimmte dem zu. „Auch jetzt schon können Sportler, die eine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, für uns starten“, so Neubauer.
Dass ein Start für Österreich für einen Südtiroler mit Doppelpass theoretisch möglich wäre, bestätigt auch Heinz Gutweniger, Präsident des CONI-Landesverbandes. „Es muss jetzt aber alles erst besprochen und geregelt werden. Das nationale Olympische Komitee wird sich sicher mit dieser Thematik befassen“, erklärt Gutweniger. Es gäbe aber bereits jetzt Spitzensportler mit einem Doppelpass, die für andere Nationen an den Start gehen. „Die Entscheidungen trifft dann immer der Verband und jeder Verband hat eigene Vorgaben und Richtlinien“, so Gutweniger. Theoretisch, so Gutweniger weiter, könnten auch aktive Skifahrer die Nation wechseln – man müsse sich aber für eine Nation entscheiden und könne nicht für zwei Nationen zeitgleich starten. „Eishockeyspieler sind das beste Beispiel: Es gibt zahlreiche Spieler aus Kanada oder anderen Ländern, die auch die italienische Staatsbürgerschaft haben. Dann hat der Verband einfach eine Entscheidung getroffen, wie viele von ihnen für die Nationale spielen dürfen“, erklärt Gutweniger. Der Landespräsident des CONI glaubt aber nicht, dass ein Nationenwechsel bei vielen Südtirolern Thema ist.
Sportlandesrätin Martha Stocker hält es für verfrüht, bereits jetzt derartige Diskussionen in den Raum zu stellen. „Die Diskussion ist viel komplexer, als es jetzt vielleicht scheint“, erklärt die Sportlandesrätin. Man müsse erst abwarten, wie der Doppelpass umgesetzt wird und welche Durchführungsbestimmungen in diesem Rahmen vereinbart werden. „Bevor man irgendwelche Überlegungen über die Zukunft führt, sollte man doch das Endergebnis der Verhandlungen oder konkrete Schritte abwarten“, so Martha Stocker.
Ski-Ass Christof Innerhofer kann der verfrühten Diskussion ebenfalls nur wenig abgewinnen: „Ich denke ans Skifahren und nicht an die Politik“, so der Super-G-Weltmeister von 2011 gegenüber der Tageszeitung. Auch der Enneberger Technik-Spezialist Manfred Mölgg findet es noch zu früh, um zu einem derartigen Thema Stellung zu beziehen: „Man muss erst abwarten, wie sich die Diskussion um den Doppelpass entwickelt. Erst dann kann man über Details sprechen“, so der 35-Jährige.
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