Doppelt Kino
„Happy End“ aus Österreich und „Aus dem Nichts“ aus Deutschland schauen drastisch auf unsere Gesellschaft.
von Renate Mumelter
Heiter ist weder der neue Haneke-Film noch der neue Akin-Film. Sehenswert sind sie beide, beide schauen drastisch auf unsere Gesellschaft. In „Happy-End“ steht das kalte, egomane Europa im Mittelpunkt, dargestellt am Beispiel der komplexen, wohlhabenden Familie Laurent aus Calais, einem jener Orte, an denen Menschen aus anderen Weltgegenden einen Weg ins Glück suchen. Haneke stellt viele Egotrips nebeneinander und fasst sie in Eve zusammen, einer Dreizehnjährigen, der das Leben schon beigebracht hat, dass auf niemanden Verlass ist. Ausdrucksstarke Bildkompositionen begleiten durch die komplexe Familienaufstellung. Die Kamera wie immer von Christian Berger.
„Aus dem Nichts“ erzählt eine dunkle Geschichte voll berechtigter Wut. Katja muss damit zurechtkommen, dass ihr Mann und ihr Sohn durch einen Neonazi-Terroranschlag ums Leben kommen und damit, dass die Täter vom Gericht freigesprochen werden. Da kommt auch beim Zusehen Wut auf. Katja wehrt sich.
Bei Akin beeindruckt Diane Kruger als Katja, bei Haneke Fantine Harduin als dreizehnjährige Eve . Wären die zwei Filme Musik, dann wäre „Happy End“ Klassik und „Aus dem Nichts“ wäre Heavy Metal.
Happy End (DE/AT/FR 2017), 107 Min., Regie Michael Haneke. Bewertung: Bildstark und böse
Aus dem Nichts (DE 2017), 105 Min., Regie Fatih Akin, Bewertung: Deftig
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