„Blaues Weihnachtsmärchen“
Dem Burggräfler SVP-Bezirksobmann Zeno Christanell tun die Freiheitlichen leid – „weil sie sich nicht trauen, bei den Parlamentswahlen anzutreten“.
von Artur Oberhofer
Zeno Christanell kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Die einen haben großen Andrang, die anderen trauen sich nicht“, giftet der Burggräfler SVP-Bezirksobmann und meint damit die Freiheitlichen, die sich gegen eine Kandidatur bei den Parlamentswahlen ausgesprochen haben.
Wie sagte Andreas Leiter Reber, der F-Obmann, so schön: Das Wahlgesetz sei schlimmer als jenes in der Türkei.
Nun schlägt Zeno Christanell also zurück: „In der SVP melden sich immer mehr interessierte Kandidatinnen und Kandidaten für die Parlamentswahlen. Bei den Blauen streicht man schon Monate vor dem Urnengang die Segel.“
Der Bezirksobmann sagt: „Wir haben mittlerweile drei sehr gute Aspiranten für die Nachfolge von Senator Karl Zeller: Renate König, Julia Unterberger und Harald Stauder. Vielleicht kommen noch weitere dazu, die sich der Basiswahl am 21. Jänner stellen.“ Dieses Luxusproblem hätten die Freiheitlichen nicht.
Den Vorwurf, das italienische Wahlgesetz sei auf die SVP zugeschnitten und „schlimmer als in der Türkei“ lässt Zeno Christanell nicht gelten: „Da hat jemand das Wahlgesetz nicht sehr aufmerksam gelesen oder weiß über die Zustände in der Türkei nicht so recht Bescheid.“
Er selbst habe sich in den letzten Monaten intensiv mit dem so genannten „Rosatellum“ auseinandergesetzt, so Christanell. „Das Gegenteil ist der Fall – so minderheitenfreundlich war bisher noch kein italienisches Wahlgesetz. Es ist den Südtiroler Parlamentariern in Rom trotz großer Widerstände gelungen, dem Minderheitenschutz gerecht zu werden und eine sehr gute numerische Vertretung in Rom zu sichern“, argumentiert der Burggräfler SVP-Obmann.
Für Südtirol bedeute das neue Wahlgesetz, dass in drei Einerwahlkreisen Bozen, Brixen und Meran nach dem Mehrheitswahlsystem jeweils drei Abgeordnete für die Kammer und drei für den Senat gewählt werden. Es gewinnt der Kandidat mit den meisten Stimmen.
Auf regionaler Ebene würden zusätzlich mit dem Verhältniswahlsystem fünf Abgeordnete für die Kammer und einer für den Senat bestimmt. Das neue Gesetz schütze aber nicht nur die Sprachminderheiten, sondern biete sogar für die politischen Minderheiten neue Chancen. „So reicht es beispielweise aus, einen Einer-Wahlkreis zu gewinnen, um in das Parlament einzuziehen. Das bedeutet exklusiv für uns, dass mit verhältnismäßig wenigen Stimmen ein Sitz erobert werden kann – eine nachweislich niedere Hürde. Also genau das Gegenteil von dem was die Freiheitlichen behaupten“, erklärt Christanell.
Weshalb die Blauen trotzdem nicht antreten, bleibe also offen. Tatsache sei, dass sich die deutsche Opposition wieder nicht zusammengerauft habe und man sich ebenso mit den potenziellen italienischen Partnern nicht einig wurde. „Auf jeden Fall ist die gelieferte Erklärung objektiv falsch und fadenscheinig – ein Weihnachtsmärchen mit türkischem Beigeschmack“, so Christanell.
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Kommentare (10)
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andreas
Die Macht braucht Kontrolle Partei, welche bei der Kontrolle der eigenen Buchhaltung schon ihre Probleme hat, da Beate Uhse Rechnungen da ohne Kontrolle verbucht werden, hat eigentlich ausgedient.
Aber vielleicht bringt der Politikmillionär Leitner die Rettung, ein Kritiker des Systems, welcher aber das System bis zum Geht nicht mehr für sich genutzt hat und so tut als wäre er zu dem Geld wie eine Jungfrau zum Kind gekommen, großartig.
Passend zur Jahreszeit könnte man ihn fast Leitnermaria taufen 🙂
florianegger
Aber hallo, da kommt jemand aber sehr arrogant und hochnäsig daher. Eine Nichtkandidatur gehört auch zu einer Demokratie.
prof
Seit ich vernommen habe, daß Herr Steger für Rom kandidiert plagen mich Bauchschmerzen. Da mir als eventueller SVP Wähler in meinem Wahlkreis keine andere Wahl bleibt,werde ich mir überlegen,ob ich überhaupt zur Wahl gehe.