7-Euro-Brezel für die Kühe
Am Bozner Weihnachtsmarkt werden täglich Lebensmittel weggeworfen. Oder genauer: Ein Bauer aus Mölten holt sie ab, um sie an seine Tiere zu verfüttern. Oder selbst zum Frühstück zu essen.
Von Thomas Vikoler
Die Preise am Bozner Christkindlmarkt sind ziemlich gesalzen, insbesondere für Süßes: Ein mit Schokolade überzogenes Brezel kostet von fünf bis sieben Euro. Nicht alle werden verkauft, sondern landen täglich in einem Autoanhänger mit erhöhten Bordwänden.
Er gehört einem Bauern aus Mölten, der die Brot- und Bäckereireste vom Bozner Markt abholt.
An manchen Tagen ist der Anhänger mit den erhöhten Bordwänden bis zum oberen Rand voll, an manchen bis zur Hälfte. Voll mit Brot von guter Qualität, das die Standbetreiber aber nicht mehr für verkaufswürdig erachten.
Er esse die Schokoladen-Bretzel zum Frühstück, sie seien wie frisch und weich, sagt der Landwirt aus Mölten. Den Rest, die tägliche Ladung vom Bozner Christkindlmarkt, verfüttere er an seine Tiere. So sei das eben.
Ein Besucher des Marktes hat die tägliche Abholung fotografisch dokumentiert. Angesichts der weltweiten Hungersnot spricht er von einem „sündhaftem Frevel“ und erinnert daran. „Bereits bei der biblischen Brotvermehrung sind zwölf Körbe mit übriggebliebenem Brot eingesammelt worden“.
Als Folge der wundersamen Brotvermehrung am See von Galiläa (Johannes 6).
Eine solche ist am Bozner Weihnachtsmarkt erst gar nicht nötig. Mehrere Bäckereien beliefern den Markt mit frischem Brot, zum Teil mit Sonderkreationen. Was übrigbleibt, nimmt der Bauer in seinem Autoanhänger mit.
An ein Arrangement mit dem Banco Alimentare oder den Brösel-Jägern, die in Bozen Lebensmittel einsammeln, um sie an Bedürftige zu verteilen, haben die Standbetreiber bzw. Bäckereien in diesem Fall offenbar nicht gedacht.
Vor kurzem gab es einen kurzen öffentlichen Aufschrei, weil in einer Mülltonne in der Bozner Industriezone weggeworfene belegte Brote in großer Zahl gefunden wurden. Eine Folge der Landwirtschafts-Messe Agrialp in der Messe Bozen.
Diesmal, so findet der aufmerksame Marktbesucher, sei die Menge des entsorgten Brotes größer, dafür der Frevel etwas kleiner.
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Kommentare (4)
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andreas
Haben die Brösel Jäger oder Banco Alimentare bei den Standbetreibern mal angefragt, ob sie die Ware bekommen können? Wenn nicht, warum?
Nebenbei ist es gewiss kein Journalismus irgend ein FB Post zu übernehmen und im gleichen Ton jemanden anzuklagen, mit dem man nicht mal gesprochen hat.
Dass sie Backwaren vom Vortag nicht verkaufen, liegt wohl in der Natur der Sache, ich will jedenfalls keine alte Brezen und wenn, dann sollte es angegeben sein, dass sie vom Vortag ist und billiger sein.