„Wir brauchen faire Preise“
Der Brüsseler Glyphosat-Entscheid ärgert Richard Theiner. Der Umweltlandesrat trauert der „verpassten Chance“ nach und fordert ein Umdenken der Konsumenten.
Von Matthias Kofler
Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat darf noch weitere fünf Jahre auf die Felder gesprüht werden. In einem Vermittlungsverfahren bei der EU-Kommission in Brüssel hat es völlig überraschend eine Einigung gegeben.
Südtirols Umweltlandesrat Richard Theiner zeigt sich enttäuscht über die Entscheidung aus Brüssel. Der SVP-Politiker spricht wörtlich von einer „einmaligen Chance“, die man am Montag unnötigerweise „verschenkt“ habe. Zwar kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron umgehend an, dass sein Land innerhalb der nächsten drei Jahre aus der Glyphosat-Verwendung aussteigen und ein staatsweites Verbot durchsetzen wolle.
Aus der Sicht von Richard Theiner ist ein solcher Alleingang der Grande Nation aber wenig sinnvoll, da die Bauern damit einen Wettbewerbsnachteil zu befürchten hätten. „Sinnvoller wäre es, wenn jene Staaten wie Frankreich un Italien, die in Brüssel gegen eine Verlängerung der Glyphosat-Zulassung gestimmt haben, nun gemeinsam den Systemwechsel vollziehen und aus Glyhposat aussteigen“, fordert der Umweltlandesrat. Denn Glyphosat stehe „sinnbildlich für eine industrielle, auf Maximierung ausgerichtete Landwirtschaft“, die auf immer größeren Widerstand stoßen werde.
Der deutsche Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der am Montag für die Glyphosat-Verlängerung gestimmt hatte, musste dafür regierungsintern viel Kritik einstecken. Für Richard Theiner ist der Alleingang des CSU-Politikers aber nicht verwunderlich. Man habe gesehen, wie mächtig die großen Lobbys seien. Es sei kein Zufall, dass die Verlängerung ausgerechnet jetzt beschlossen worden sei, wo Bayer die Übernahme von Monsanto anstrebe.
Dennoch, sagt Theiner, sei „das System ins Wanken geraten“, Glyphosat gehe seinem Ende zu. Der SVP-Politiker gibt aber zu bedenken, dass der Ausstieg, den Frankreich und Italien nun Hand in Hand anstreben sollten, auch mit Schwierigkeiten verbunden sei. „Die Konsumenten wollen perfekte Lebensmittel aus biologischem Anbau. Sie müssen aber im Gegenzug auch bereit sein, ökologisch bewusster einzukaufen und dafür einen fairen Preis zu bezahlen. Das ist heute leider nicht der Fall. Die Preise, die wir heute in den großen Ketten für Milch, Obst und Gemüse bezahlen, sind nicht fair. Die Bauern müssen vom Verkauf ihrer Produkte auch leben können“, fordert Richard Theiner und fügt ergänzend hinzu: „Auch wenn man mir jetzt vorwerfen sollte: Der hat eh gut reden mit den Zigtausend Euro, die er verdient. Ich bin überzeugt davon, dass wir diesen Wandel jetzt brauchen.“
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