Erforschte Baugeschichte
Zwei Publikationen zur Baugeschichte von Schloss Tirol sind am Samstag vorgestellt worden. Die Forschungsarbeit geht weiter.
Eine der am besten erforschten mittelalterlichen Profanbauten überhaupt: Diese Wertung wird auf Schloss Tirol zutreffen, wenn die vier geplanten Bände zur Baugeschichte des Schlosses vorliegen.
Am Samstag wurde mit der Vorstellung erster zwei Bände im Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte auf Schloss Tirol der erste Schritt gesetzt. Es handelt sich zum einen um eine ausführliche Analyse der Baugeschichte von Schloss Tirol, zum anderen das dazugehörende Raumbuch.
Auf die kulturgeschichtliche Bedeutung von Schloss Tirol als Stammburg der Grafen von Tirol und Wiege der Grafschaft Tirol wies Landeshauptmann Arno Kompatscher hin. „Bis in das 15. Jahrhundert residierten die Tiroler Landesfürsten auf Schloss Tirol. Es ist also nicht nur Südtirols Interesse, die Baugeschichte dieser Tiroler Symbolburg zu erforschen, die seit 2003 als Landesmuseum unsere Kultur- und Landesgeschichte erzählt“, sagte der Landeshauptmann bei der Vorstellung der Publikationen.
Museenlandesrat Florian Mussner merkte an: „Die heute vorgestellten Bände zeigen einmal mehr, dass die Landesmuseen der Forschung allererste Priorität einräumen. Diese Tätigkeit gehört schließlich zu den Grundaufgaben eines Museums. In diese Richtung geht auch der kürzlich eingeführte Forschungsfonds und der Forschungsbeirat der Landesmuseen.“
Als „Feiertag für Schloss Tirol und für die Burgenforschung“ bezeichnete der Direktor des Landesmuseums Schloss Tirol, Leo Andergassen, den Tag der Buchvorstellung.
Anwesend waren auf Schloss Tirol auch die Herausgeber der beiden Bände, der Tiroler Landeskonservator Walter Hauser und Bauforscher Martin Mittermair. Die Buchvorstellung bot zudem den Rahmen, um die langjährige Mitarbeiterin auf Schloss Tirol, Paula Mair, offiziell zu verabschieden und zu ehren. Paula Mair, die heute auch als „Seele von Schloss Tirol“ bezeichnet wurde, war vor einem Jahr in den Ruhestand getreten.
Der Baugeschichte-Band eins mit dem Titel „Baugeschichte: Die Burg Tirol von ihren Anfängen bis zum 21. Jahrhundert“ dokumentiert auf rund 580 Seiten die Ergebnisse einer langjährigen und hauptsächlich aus Mitteln des Landesforschungsfonds finanzierte Forschung, an der sich zahlreiche Fachleute und Institute der Universität Innsbruck beteiligten.
Im Fokus stehen die Baugeschichte des Schlosses und die historische Analyse des Bauplatzes selbst, deren Umgebung mit der frühchristlichen Kirche in der Vorburg und mit St. Peter in Tirol, die Form des Palas und der historische Werdegang der Grafen von Tirol.
Die Darstellung des Saalbaues (Palas) beinhaltet auch eine neue Sichtung der Bauplastik und deren inhaltlichen Deutung. Auch werden der Verfall und der Wiederaufbau der Burg dokumentiert. Gerade die Zeit des „Burgenfiebers“ führte zu einer teilweisen Rekonstruktion und zur Wiedererrichtung des Bergfrieds.
Ein neues Licht auf die Baugeschichte wirft die Archäologie, die zahlreiche Funde hob und neu auswertete. Dieser Bereich wurde in der Hauptsache von Harald Stadler und Elias Flatscher bearbeitet. Im Band finden sich Forschungsergebnisse aus Materialanalysen, Dendrochronologie, Geologie und Mineralogie.
Band zwei „Raumbuch: Die bauhistorischen und archäologischen Befunde“ dokumentiert die bauhistorische Abwicklung der Räume und Elias Flatscher die archäologischen Quellen. Die für 2018 geplanten Bände drei und vier werden sich den archäologischen Fragestellungen und der Geschichte der Tiroler Grafen widmen, wobei vor allem deren Anfänge durch Walter Landi detailliert beleuchtet werden sollen.
Die vorgestellten Bände (Band eins ISBN 978-88-95523-25-5, Band zwei 978-88-95523-24-8) sind Teil der abschließenden Etappe einer Forschungsauseinandersetzung mit Schloss Tirol, die in den ersten Jahren des Übergangs der Burg an das Land im Jahre 1974 auf Anregung des Archäologen Hans Nothdurfter angestoßen und vom Historiker Martin Bitschnau im Rahmen der ersten gemeinsamen Landesausstellung Nord- und Südtirols im Jahr 1995 auf Schloss Tirol zu Meinhard II. und dem Werden Tirols weitergeführt wurde.
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